Hermann Mahl (1860–1944) – Pionier der Farbfotografie im Pustertal

Der Buch­druck­er und Her­aus­ge­ber des Puster­taler Boten Her­mann Mahl war ein her­aus­ra­gen­der Vertreter des Bru­neck­er Bürg­er­tums an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhun­dert, der, wie auch schon sein Vater Johann Georg Mahl, zur Blüte der Stadt an der Rienz und ihrer Umge­bung beitrug. Aus Anlass des 70-jähri­gen Beste­hens des Vere­ines für Kul­tur und Heimatpflege Bru­neck fand im Stadt­mu­se­um im Dezem­ber 2017 und Jän­ner 2018 eine Ausstel­lung statt, die Her­mann Mahl 73 Jahre nach seinem Tod in das Zen­trum unser­er Aufmerk­samkeit rück­te. Der Fokus lag dabei auf Mahls ver­mut­lich lieb­stem Hob­by, der Fotografie.

Als Auto­di­dakt und Freizeit­fo­tograf wid­mete sich Her­mann Mahl mit Pas­sion der Erzeu­gung von „Licht­bildern“, die er im Kreis der Bru­neck­er Bürg­er­schaft vor­führte. Mahl arbeit­ete vor allem mit Foto­plat­ten aus Glas im For­mat 13x18 cm und 9x12 cm. Noch vor der Jahrhun­der­twende schaffte er sich einen zweit­en, wahrschein­lich mobil­eren Fotoap­pa­rat an und nutzte für die Erstel­lung der Bilder auch Zel­lu­loid­filme vor allem im For­mat 6x9 cm. Einige Fotografien deuten darauf hin, dass er bei Aus­flü­gen teil­weise bei­de Geräte ver­wen­dete und mit Teleob­jek­tiv­en exper­i­men­tierte.

Die ersten Farb­fo­tografien nach dem Autochrome-Ver­fahren wur­den am 10. Juni 1907 von den Erfind­ern, den Brüdern Lumière aus Lyon, in Paris der Weltöf­fentlichkeit vorgestellt. Knapp vier Monate später (!), im Okto­ber 1907, fand die erste Ausstel­lung von Farb­fo­tografien (nach dem Lumière-Autochrome-Ver­fahren) von Her­mann Mahl in sein­er Buch­hand­lung in der Bru­neck­er Stadt­gasse statt. Wie Mahl inner­halb so kurz­er Zeit an diese „rev­o­lu­tionären“ Farb­plat­ten gekom­men ist, ist nicht nachvol­lziehbar. Fest ste­ht aber, dass er als Vertreter des Bru­neck­er Bil­dungs­bürg­er­tums sehr weltof­fen, kun­stin­ter­essiert und in früheren Jahren viel gereist war und offen­sichtlich gute Kon­tak­te zur europäis­chen Kun­st- und Fotografie-Szene pflegte.

Zu Mahls Lieblingsmo­tiv­en zählten Auf­nah­men von Bergen um das Bru­neck­er Beck­en und im Gader­tal sowie ver­schieden­ste Ansicht­en der Stadt Bru­neck und ihrer Umge­bung. Einige dieser Bilder dien­ten unter anderem als Vor­lage für Postkarten sowie Illus­tra­tio­nen in Zeitun­gen und anderen Druck­pro­duk­ten wie zum Beispiel Reise­führern. Ein weit­er­er Schw­er­punkt liegt auf Auf­nah­men der Fam­i­lie sowie Grup­pen­bildern mit Fre­un­den und Bekan­nten. Auf­fal­l­end ist, dass nahezu alle Fotografien im Freien ent­standen sind, nur vere­inzelt find­en sich auch Innenauf­nah­men. Neben den genan­nten Motiv­en gibt es noch einen weit­eren The­men­bere­ich, der von Her­mann Mahl fotografisch inten­siv bear­beit­et wurde: das Fes­thal­ten von Ereignis­sen. Durch die Fotografie betätigte er sich gewis­ser­maßen als Chro­nist des ras­an­ten Wan­dels in sein­er Heimat.

Die Ausstel­lung wird in Teilen ab 30. Jän­ner 2017 in der Lib­ri­Ka und im Rathaus Bru­neck gezeigt. Zur Ausstel­lung ist ein Kat­a­log erschienen.


Video (6:38 min.) von Mar­tin Harpf: “Her­mann Mahl — Pio­nier der Farb­fo­tografie im Puster­tal”

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