175 Jahre Männergesangverein Bruneck 1843

Der Män­nerge­sangvere­in Bru­neck feiert im heuri­gen Jahr seinen 175. Geburt­stag. Aus diesem Anlass sei hier ein kurz­er Überblick über die Geschichte dieses Vere­ines geboten:

Her­mann von Gilm zu Rosenegg (1812–1864) weilte zwis­chen 1842 und 1845 in Bru­neck und grün­dete 1843 mit eini­gen Gle­ich­gesin­nten, darunter dem Bru­neck­er Lan­drichter Anton Pet­zer (1794–1887), die “Bru­neck­er Liedertafel”. Das erste handgeschriebene Lieder­heft enthält das Anfangsreper­toire der Vere­ini­gung: 12 Lieder für Män­ner­chor meist nation­al-patri­o­tis­chen Inhalts.

1843 ver­fasste Gilm seine Ode „An die Liedertafel in Bru­neck am Cae­cilien­t­age 1843“ aus Anlass der öffentlichen und feier­lichen Grün­dung der Gesellschaft. Der Vere­in organ­isierte ab diesem Zeit­punkt Festver­anstal­tun­gen, Schaus­piele, Aus­flüge in die Umge­bung. Gilm schrieb Huldigungs‑, Namen­stags, Geburtstags‑, Ver­lobungs, Hochzeits‑, Abschieds- und Festgedichte. Es gab ein sehr reges Konzertleben (Kam­mer­musik), Bälle, Jubiläums­feiern, Rez­i­ta­tion­s­abende und The­at­er­auf­führun­gen im Gasthof zum Stern des Johann Toldt mit seinem Rotun­den­saal.

1868 schloss sich die Bru­neck­er Liedertafel aus finanziellen Grün­den dem Deutschen Turn­vere­in unter dem Namen „Sänger­schaft“ an. Am Oster­mon­tag 1871 wurde in Bru­neck eine Operette aufge­führt. In den 1870er Jahren gab es immer wieder Wohltätigkeit­skonz­erte: für den Deutschen Schul­vere­in, für den Stadtver­schönerungsvere­in und für andere Zwecke.

Am 22. Mai 1873 wurde aus der Sänger­schaft ein Män­nerge­sang-Vere­in mit Statuten gebildet, die von der k.k. Statthal­terei in Inns­bruck genehmigt wer­den mussten. Das soge­nan­nte Turn­erz­im­mer im Ste­gerischen Bräuhaus wurde zum Vere­inslokal und blieb es bis 1898. Es gab weit­er­hin Wohltätigkeit­skonz­erte, Aus­flüge, eine Teil­nahme am deutschen Sänger­fest in München.

In ein­er Vit­rine in der “Lib­ri­Ka” sind derzeit einige Erin­nerungsstücke des MGV aus­gestellt, darunter der zweite Band der Chronik des Vere­ins, der die Jahre zwis­chen 1896 und 1907 abdeckt. Foto: Stadtarchiv.

1876 fand ein Konz­ert zu Gun­sten des Stadtver­schönerungsvere­ins statt. Inner­halb des Vere­ines wur­den nun auch Instru­men­tal­grup­pen gebildet, die die Konz­erte immer öfter unter­mal­ten, sodass der Pusterthaler Bote 1887 die Umbe­nen­nung des Gesangvere­ins in „Bru­neck­er Musik-Vere­in“ vorschlug. Immer ging es aber darum, das „deutsche Lied“ zu pfle­gen – diesem Mot­to ist der Vere­in bis heute treu geblieben.

Am 18. Sep­tem­ber 1886 sang der MGV vor Kaiser Franz Joseph, der im Hotel Post abgestiegen war, zwei Chöre. Es fol­gte 1889 der Beitritt zum Tirol­er Sänger­bund und die Teil­nahme am Grün­dungs­fest des­sel­ben in Bozen. Die „Spezial­ität“ des Vere­ines wur­den die berühmten Nar­ren­abende von 1887 bis 1914. Dazu gab der Vere­in die „Bru­neck­er Schlutz-Krapfen“ als Faschingszeitung her­aus.

Während des Ersten Weltkrieges war die Tätigkeit des MGV unter­brochen, 1918/19 wurde sie wieder aufgenom­men. Am 16. März 1925 gab der Vere­in ein vor­erst let­ztes öffentlich­es Konz­ert im Hotel zur Post. Danach fan­den nur mehr interne Feiern und Auftritte im kirch­lichen Umfeld (etwa am Wald­fried­hof) statt. Erst 1946 wurde wieder eine regelmäßige Tätigkeit aufgenom­men, allerd­ings nur bis 1948, als das Vere­insleben kom­plett zum Erliegen kam.

1960 gab es eine vor­bere­i­t­ende Ver­samm­lung für die Neu­grün­dung, der Vere­in trat darauf dem Südtirol­er Sänger­bund bei. Auch das Sin­gen am Wald­fried­hof und die Nar­ren­abende wur­den wieder aufge­grif­f­en und fort­ge­führt.

Heute erlebt der MGV eine Blüte und trägt unter der musikalis­chen Leitung von Simon Mit­ter­mair mit jährlichen Konz­erten und Fes­ten zum kul­turellen und gesellschaftlichen Leben der Stadt bei. Aus dem Anlass des Jubiläums erscheint eine Festschrift, deren Schw­er­punkt auf den Tätigkeit­en der ver­gan­genen 50 Jahre liegt.

Die Infor­ma­tio­nen zur Geschichte des MGV wur­den ent­nom­men aus: Festschrift 125 Jahre Män­nerge­sangsvere­in Bru­neck 1843–1968, Bru­neck 1968.

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