Nikolaus-Cusanus-Straße

Nikolaus-Cusanus-Strasse

Die Straße wurde mit Gemeinderatsbeschluss Nr. 163 vom 6. November 1966 benannt, die Richtigstellung von Nicolaus Cusanusstraße in Nikolaus-Cusanus-Straße erfolgte mit Gemeinderatsbeschluss Nr. 157 vom 6. August 1992.

Die Straße ist nach dem Theologen, Mathematiker, Philosophen, Kardinal und Fürstbischof Nikolaus Cusanus (1401-1464) benannt.

Cusanus, auch Nikolaus von Kues oder Nicolaus von Cusa genannt, der eigentlich Nikolaus Chrypffs bzw. Cryfftz (Krebs) hieß, wurde im Jahr 1401 in Kues an der Mosel (heute Bernkastel-Kues) als Sohn eines Schiffers und Kaufmanns geboren. Er wurde bei den Brüdern vom "Gemeinsamen Leben" in Deventer (Holland) erzogen, studierte ab 1416 Philosophie in Heidelberg, und ging spätestens um 1420 nach Padua zum Studium der Mathematik und des kanonischen Rechts, das er 1423 mit der Promotion zum doctor decretorum („Doktor der Dekrete“) abschloss. Ab 1425 beschäftigte er sich mit Theologie, vor allem mit den Werken des katalanischen Denkers Raimundus Lullus, in Köln, und trat gleichzeitig in den Dienst des in Kues zuständigen Erzbischofs von Trier, Otto von Ziegenhain, in dessen Auftrag er 1427 seine erste Romreise unternahm. Otto machte Cusanus zu seinem Sekretär und verschaffte ihm zahlreiche Pfründen (mit regelmäßigen Einkünften verbundene kirchliche Ämter). Unter anderem wurde er 1427 Stiftsdekan in Koblenz, 1429 zum Priester geweiht, 1435 Probst von Münstermaifeld und 1448 Kardinal.

Cusanus bemühte sich intensiv um eine Reform von Kirche und Reich. Ab 1432 nahm er am Basler Konzil teil, beteiligte sich 1439 am Unionskonzil von Florenz sowie 1448 an den Verhandlungen zum Wiener Konkordat. Im Auftrag der päpstlichen Partei wirkte Cusanus als Gesandter in Konstantinopel und in Deutschland. 1450 bis 1452 bemühte er sich in ausgedehnten Reisen um eine Reform des Ordenslebens in Deutschland und bereitete als Generalvikar durch ein umfassendes Gutachten ("Reformatio Generalis") die Reform des römischen Klerus vor.

Am 23. März 1450 wurde Cusanus durch den Papst zum Bischof des Fürstbistums Brixen ernannt und am 26. April geweiht. Hier musste er sich gegen das Domkapitel durchsetzen, das bereits Kanoniker Leonhard Wismair zum Bischof gewählt hatte, hinter dem Herzog Sigmund „der Münzreiche“ von Tirol stand. Sigmund nahm auch die Benediktinerinnen des Klosters Sonnenburg in Schutz, die sich den Reformen des Cusanus nicht beugen wollten; es kam zum Bruch. Als Cusanus dem Herzog den Entzug aller Lehen androhte und seine Diözese einem bayrischen Prinzen übergeben wollte, schlug Sigmund zu: Ostern 1460 befand sich der Fürstbischof auf Schloss Bruneck, für welches er eine Diözansynode einberufen hatte. Herzog Sigmund zog gegen Bruneck und ließ die Stadt einschließen. Die Bürger Brunecks ergaben sich am Ostermontag, woraufhin der Herzog am Osterdienstag den Beschuss des Schlosses befahl und Cusanus zu einem Vertrag zwang, den der Bischof nach seiner Flucht nach Ampezzo jedoch widerrief. Bevor der Streit beigelegt werden konnte, starb Nicolaus Cusanus am 11. August 1464 in Todi (Umbrien).

Cusanus verfasste mehr als 50 Schriften, rund 300 Predigten sowie eine Fülle von Akten und Briefen. Seine Werke lassen sich nach dem Inhalt in drei Hauptgruppen gliedern: Philosophie und Theologie, Kirchen- und Staatstheorie, Mathematik und Naturwissenschaft. Eine Sonderstellung nimmt seine kurze Autobiographie ein, die er 1449 schrieb. Zu seinen Hauptwerken gehören "De concordantia catholica", "De visione Dei", "De principio" und "De possesst".

Literatur | bibliografia:

Brockhaus Enzyklopädie in 24 Bänden. Neunzehnte, völlig neu bearbeitete Auflage. Fünfzehnter Band MOE-NOR, Mannheim 1991. Hubert Stemberger, Brunecker Buch. Festschrift zur 700-Jahr-Feier der Stadterhebung. Zweite Auflage, durch zahlreiche Abbildungen, Literaturhinweise, eine Zeittafel und ein Register ergänzt von Alois Dissertori (Schlern-Schriften 152), Innsbruck 2003. Eduard Widmoser, Südtirol A-Z. Band 1: A-F, Innsbruck/München 1982.