Geschichtswerkstatt 2008: Kindheit und Jugend zwischen Liktorenbündel und Hakenkreuz

Im Jahr 2008 stand die Vor­tragsrei­he ganz im Zeichen des The­mas “Kind­heit und Jugend zwis­chen Lik­toren­bün­del und Hak­enkreuz”. Die Geschichte Südtirols bedeutet nicht zulet­zt deshalb eine Aus­nahme in der europäis­chen Geschichte, da Südtirol zunächst unter dem Faschis­mus stand und ab 1943 von den Nation­al­sozial­is­ten beset­zt wurde. Unsere Ref­er­enten beschäftigten sich vor allem damit, wie es war, in diesen Zeit­en des Umbruchs jung zu sein. So wurde die Geschichte eines ital­ienis­chen Bru­neck­er Gym­na­si­ums beleuchtet, über die Südtirol­er Schulju­gend jen­er Zeit­en referiert und das Schick­sal der Südtirol­er Kinder und Jugendlichen, die der NS-Euthanasie zum Opfer fie­len, aufgezeigt.

Am 21. Okto­ber besuchte uns die ital­ienis­che Jour­nal­istin Mile­na Cos­set­to und sprach nicht nur über das Gym­na­si­um-Lyzeum “Gen­er­al Can­tore”, son­dern auch über die Ital­ian­isierungspoli­tik des Faschis­mus in Südtirol und die Rolle der Schulen in diesem Zusam­men­hang. Da an diesem Abend auch Per­so­n­en anwe­send waren, die selb­st dieses Gym­na­si­um besucht hat­ten, wurde es für alle Beteiligten sehr inter­es­sant.

Es fol­gte am 11. Novem­ber 2008 Nor­bert Spar­er mit seinem Vor­trag über die Schule in Südtirol im vor­faschis­tis­chen Ital­ien, während der faschis­tis­chen Unter­drück­ung, im Vor­feld der Option und nach dem Ein­marsch der Deutschen Wehrma­cht 1943. Sowohl die ital­ienis­che Staatss­chule als auch die “Katakomben­schule” wur­den behan­delt. Weit­ers ging es um kul­turelle Aktiv­itäten: zum Beispiel im Bere­ich des Gesangs, wo Hym­nen und Volk­sliedgut entsprechend große Rollen spiel­ten. Als Vor­trags­grund­lage dien­ten nicht nur ein­schlägige his­torische Werke, son­dern auch Gespräche mit Zeitzeu­gen und Zeitzeug­in­nen.

Den Abschluss bildete am 02. Dezem­ber 2008 Sel­ma Kar­leg­ger. In der Zeit des Nation­al­sozial­is­mus wur­den behin­derte und psy­chisch kranke Men­schen aus­ge­gren­zt, ver­fol­gt und viele von ihnen ermordet. In diesem Vor­trag wurde das Schick­sal von zehn Kindern und Jugendlichen aus Südtirol nachgeze­ich­net, die als “behin­dert” eingestuft wur­den, in das Deutsche Reich gelangten und somit auch in das Räder­w­erk der NS-Euthanasie. Alle zehn lan­de­ten schließlich in der Heil- und Pflegeanstalt Kauf­beuren in Bay­ern – keines kam von dort zurück.


 

Geschichtswerk­statt 2008: “Kind­heit und Jugend zwis­chen Lik­toren­bün­del und Hak­enkreuz”

Dien­stag, 21.10.2008:
Mile­na Cos­set­to: “Il Gin­na­sio-Liceo ‘Gen­erale Can­tore’ di Bruni­co e la polit­i­ca di ital­ian­iz­zazione del fas­cis­mo in Alto Adi­ge” 

Dien­stag, 11.11.2008:
Nor­bert Spar­er: “Die Südtirol­er Schulju­gend zwis­chen Faschis­mus und Nation­al­sozial­is­mus”

Dien­stag, 02.12.2008:
Sel­ma Kar­leg­ger: “Südtirol­er Kinder und Jugendliche als Opfer der NS-Euthanasie”

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