Geschichtswerkstatt 2005: Südtirols jüngere Geschichte

Im Herb­st 2005 wurde zum ersten Mal die Vor­tragsrei­he “Geschichtswerk­statt” ins Leben gerufen. Als Auf­takt hat­te man sich für das eher all­ge­meine The­ma “Zeit­geschichte” entsch­ieden und kon­nte dafür hochkarätige Ref­er­enten gewin­nen.

Den Auf­takt bildete am 11. Okto­ber 2005 ein äußerst inter­es­san­ter Dop­pelvor­trag.  Der His­torik­er Ste­fan Lech­n­er stellte sein Buch vor, das erst­mals die Entwick­lung der faschis­tis­chen Bewe­gung von 1921 bis 1926 in Südtirol unter­suchte. Auf der Grund­lage zahlre­ich­er, bis dahin unbekan­nter Quellen wur­den his­torische Ereignisse ein­er kri­tis­chen Analyse unter­zo­gen. Durch den Ver­gle­ich mit der Sit­u­a­tion der eth­nis­chen Min­der­heit­en der Slowe­nen und Kroat­en ent­stand ein dif­feren­ziertes Bild Südtirols in der Zeit des Früh­faschis­mus.
Michael Gehler sprach am sel­ben Abend über die noch immer wirk­mächtige Ver­gan­gen­heit von der Teilung Tirols 1919 über den Faschis­mus in all seinen Facetten 1922–1943 bis zum “Los-von-Tri­ent” 1957 des Sil­vius Mag­na­go.

Weit­er ging es am 9. Novem­ber 2005 mit Mar­gareth Lun, die das Pub­likum über die Oper­a­tionszone Alpen­vor­land informierte. In der Nacht vom 8. auf den 9. Sep­tem­ber 1943 änderte sich die poli­tis­che Sit­u­a­tion in Südtirol schla­gar­tig: die Deutsche Wehrma­cht marschierte ein und errichtete die Oper­a­tionszone Alpen­vor­land und damit die NS-Herrschaft in Südtirol. Ein Großteil der deutschsprachi­gen Bevölkerung Südtirols jubelte über das Ende der faschis­tis­chen Herrschaft — für viele andere begann aber eine harte Zeit der Aus­gren­zung und Ver­fol­gung.

Das Schlus­slicht dieser ersten, sehr erfol­gre­ich ver­laufe­nen Ver­anstal­tungsrei­he bildete am 7. Dezem­ber der Vor­trag von Eva Pflanzel­ter-Saus­gru­ber über die amerikanis­che Besatzung in Südtirol. Im Mai 1945 errichtete die 5. US-Armee in Südtirol eine alli­ierte Mil­itär­regierung, deren Prov­inzkom­mis­sar William E. McBrat­ney über Wochen die Geschicke des Lan­des leit­ete. Die ersten Wochen der Besatzung waren geprägt von den spek­takulären Ent­deck­un­gen reich bestück­ter Lager, der Inhaftierung namhafter Nazis und dem Auf­bau ein­er Ver­wal­tung nach ital­ienis­chem Vor­bild. Die Amerikan­er wur­den dabei auch von Mil­itär­fo­tografen begleit­et, sodass eine ein­drucksvolle Bild- und Film­doku­men­ta­tion dieser Zeit ent­stand.


 

Geschichtswerk­statt 2005: “Zeit­geschichte”

Dien­stag, 11.10.2005: Dop­pelvor­trag.
Ste­fan Lech­n­er: „Die Eroberung der Fremd­stäm­mi­gen — Prov­inz­faschis­mus in Südtirol 1921–1926”; Michael Gehler: “Ver­gan­gen­heit­spoli­tik oder zur Demokratie und Zeit­geschichte in Südtirol”

Mittwoch, 9.11.2005:
Mar­gareth Lun: “Südtirol unter der NS-Herrschaft: die Oper­a­tionszone Alpen­vor­land 1943–1945”

Mittwoch, 7.12.2005:
Eva Pflanzel­ter-Saus­gru­ber: “Südtirol unterm Ster­nen­ban­ner. Die amerikanis­che Besatzung im Mai und Juni 1945”

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