Der Bildstock an der Straße nach Dietenheim

Fotos: Stadtarchiv Bru­neck 2018.

Dieser ele­gante und beein­druck­ende Taber­nakel­bild­stock ent­stand laut Josef Wein­gart­ner im zweit­en Vier­tel des 15. Jahrhun­derts, er ist auf ein­er gemal­ten Darstel­lung der Stadt Bru­neck aus dem Jahr 1581 dargestellt. Wein­gart­ner beze­ich­net ihn als einen der schön­sten und ältesten Bild­stöcke Südtirols, set­zt ihn in Beziehung zur vierten Arkade des Brixn­er Domkreuz­gangs und schreibt ihn Meis­ter Hans von Bru­neck oder sein­er Schule zu.

Es han­delt sich um einen Viereckpfeil­er mit tiefen Rund­bo­gen­nis­chen am bre­it­en Auf­satz und einem hohen Pyra­mi­den­dach. Die Stege treten klar her­vor, Nis­chen­gründe, Seit­en­wan­gen und Bögen heben sich deut­lich voneinan­der ab. Der Bild­stock ruht auf einem aus Ziegeln gemauerten Sock­el, der auf älteren Fotografien eine Nis­che (vielle­icht für den Opfer­stock) aufweist.

In den vier Nis­chen­grün­den sind die Haupt­bilder, an den Seit­en­wan­gen Heilige, an den Bögen die Evan­ge­lis­ten­sym­bole (Men­sch, Sti­er, Löwe und Adler) und Brust­bilder der Kirchen­väter (Augusti­nus, Gre­gor, Hierony­mus und Ambro­sius) in reich verzierten Vier­passmedail­lons dargestellt. An den Ste­gen und über den Bögen sind Maßw­erkele­mente gemalt. Die Haupt­felder zeigen die Kreuzi­gung mit den Heili­gen Petrus und Paulus, den Ölberg mit den Apos­teln Andreas und Jakobus, die Dreifaltigkeit (Gnaden­stuhl) mit Katha­ri­na und Dorothea sowie die Heili­gen Georg und Bar­bara mit ein­er Stad­tan­sicht.

Der Bild­stock stand wohl seit sein­er Errich­tung an ein­er Weg­ga­belung und diente gle­icher­maßen als Ori­en­tierung­shil­fe, Auf­forderung zum Innehal­ten und Schutzze­ichen für Wan­dernde, Fuhrleute, Träger/innen und alle anderen die Straßen Bevölk­ern­den. Eine Funk­tion als Markierung der Stadt­gren­ze kann auf­grund der ein­sti­gen Nähe zur östlichen Zollscheibe eben­so wenig aus­geschlossen wer­den wie die Absicht, die Umge­bung durch ein religiös­es Mal schützen zu wollen. Nicht weit ent­fer­nt liegt näm­lich der soge­nan­nte Palm­stein, den die ältere Forschung für einen Opfer­stein oder Deck­el für das Grab ein­er bedeu­ten­den Per­sön­lichkeit, auf jeden Fall aber für ein Denkmal aus vorchristlich­er Zeit hielt.


Lit­er­atur:

  • mit his­torischen Abbil­dun­gen: Lunz Reimo, Bru­neck im Spiegel sein­er Ansicht­skarten. Alte und neuere Ansicht­skarten von Bru­neck und Umge­bung (von 1895~ bis zir­ka 1970). Ver­such ein­er Kat­a­l­o­gisierung der Bru­neck­er Ansicht­skarten, Brunck 2018, 555–558.
  • Waschgler Hein­rich, Bru­neck im Puster­tale (Die Kun­st in Tirol 9–10), Augsburg/Wien [1923 ca.], 37f.; Abbil­dung Tafel 20.
  • Wein­gart­ner Josef, Die Kun­st­denkmäler Südtirols Band 1: Eisack­tal, Puster­tal, Ladinien, 7. Auflage, Bozen/Innsbruck/Wien 1985, 522.

 

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