Eiskeller und Bierkeller

Soge­nan­nte Eiskeller dien­ten vor dem Aufkom­men von Käl­temaschi­nen am Ende des 19. Jahrhun­derts zum Auf­be­wahren von Natureis und zum Kühlen von Speisen und Getränken. Es gab ganz und teil­weise unterirdis­che Eiskeller, die gegen Süden gegen die Wärme abgeschirmt waren. Aus den Kataster­plä­nen von Bru­neck aus dem 19. Jahrhun­derts lässt sich able­sen, dass es am Schloss­weg und an der Rain­gasse Hohlräume im Berg gibt, bei denen es sich wohl um Eiskeller han­delte, die sich entwed­er in pri­vatem oder öffentlichem Besitz befan­den.

Bei den Über­resten am Schloss­berg ist in einem Fall ein Mauer­rest, in einem anderen ein Stein­por­tal erhal­ten. Reste eines weit­eren Eiskellers, der im Kataster nicht verze­ich­net ist, sind am Schloss­berg ober­halb der „Gänseliesl“ zu sehen. Dort gab es vor eini­gen Jahrzehn­ten noch einen Pavil­lon, an dem in gesel­liger Runde getrunk­en wurde (siehe Foto). Unweit des See­böck­haus­es öffnet sich zudem noch heute ein Stollen, der unter dem Schloss­berg hin­durch führt. Aus welch­er Zeit dieser Gang stammt und ob er auch (teil­weise) als Eiskeller gedi­ent hat, ist unbekan­nt.

Dass es sich zumin­d­est bei dem Mauer­rest hin­ter dem Gold­schmied­haus“ um die Über­reste eines Eiskellers han­delt, geht aus einem Doku­ment im Stadtarchiv ein­deutig her­vor: Johann Gfad­er, gewe­sen­er Stadt­met­zger in Bru­neck, errichtete 1828 auf dem städtis­chen Grund am „Schloß­fahrweg“ auf seine Kosten einen Eiskeller. 1836 kaufte ihm die Stadt­ge­meinde den Keller ab, der hin­ter dem Hause des Gold­schmids im Schloßberge selb­st erbaut“ war. In einem Ver­mö­gens-Inven­tar der Stadt­ge­meinde Bru­neck aus dem 1852 ist der Eiskeller als Teil der stadteige­nen Immo­bilien aufge­führt.[1] Im Jahr 1855 stellte der Bru­neck­er Stadt­mag­is­trat beim k.k. Bezirk­samt das Ansuchen, diesen Eiskeller, der dem Pächter der städtis­chen Fleis­chbank zur Benutzung über­lassen gewe­sen war, zu veräußern. Als Grund wurde angegeben, dass das aus dem Mor­berg­er Wei­her bezo­gene Eis für die Küh­lung nicht geeignet sei, da es bei ein­er Tem­per­a­tur­erhöhung zu rasch schmelze. Aus einem Bericht des Stadt­mag­is­trates geht aber her­vor, dass der Mor­berg­er Wei­her bere­its 1842 aus­getrock­net (wor­den) war und der Bezug von Eis damit aufge­hört hat­te. Man sah keine Möglichkeit, das „Gewölbe“ für einen anderen Zweck zu ver­wen­den.[2]

Ein Pro­tokoll der städtis­chen Baukom­mis­sion aus dem Jahr 1866 ver­merkt, dass sich am Eiskeller, der ehe­mals städtisch war und jet­zt dem Bäck­er­meis­ter in Ober­ra­gen Michael Hilber gehöre, durch Nässe und Frost der Dachstuhl nach vorne geschoben hätte. Dieser Schaden sei zu beheben, da die aus Ziegeln errichtete Giebel­mauer bere­its schief sei. Zudem sei der Fels, der hin­ter dem Gebäude abzubrechen dro­hte, zu sich­ern.[3]

Der Bierkeller am Bierkeller­weg in Bru­neck.

Eine Son­der­form des Eiskellers war der Bierkeller, der zur Ein­lagerung von Bier diente. Hier wurde zwis­chen Gär- und Lagerkellern unter­schieden, die kühlen Tem­per­a­turen wur­den also nicht nur für die Ein­lagerung des fer­ti­gen Bieres, son­dern auch für dessen Gärung benötigt. In Bru­neck gibt es einen gut erhal­te­nen Bierkeller, dessen Geschichte im Rah­men eines Pro­jek­tes im Jahr 2006 aufgear­beit­et wurde. Der Keller wurde, wie Johann Nepo­muk Tin­khauser berichtet, in den Jahren um 1825 vom Bier­brauer Michael Kirch­berg­er „unter der Müh­le am Ober­bachl“ im Inneren der soge­nan­nten „Eidechsspitze“ in der damals übri­gen Form gebaut, um einen ide­alen Luftzug durch den Berg in den Keller zu erre­ichen.[4] Es ist nach wie vor unklar, ob der Keller auf­grund seines zum Teil archaisch anmu­ten­den Mauer­w­erks nicht doch älter ist. Zudem passt eine Bemerkung im Über­gabev­er­trag der Brauerei des Michael Kirch­berg­er an seine Tochter Anna vere­he­lichte Stem­berg­er aus dem Jahr 1849 nicht zu Tin­khausers Angabe, in der von einem „neuer­baut­en Bierkeller mit Faßhüt­ten beym Müller am Bach“ die Rede ist.[5] Das let­zte Wort zum Alter dieses Bauw­erks ist somit noch nicht gesprochen.

Einen zweit­en Bierkeller, der kein­er­lei Spuren hin­ter­lassen hat, gab es am soge­nan­nten „Kress­wasserl“ am Ende des Weges nach Wald­heim.


[1] Ver­mö­gens-Inven­tar der lan­des­fürstlichen Stadt Bru­neck nach dem Schlusse der Rech­nung für das Ver­wal­tungs­jahr 1852. Stadtarchiv Bru­neck, Mag­is­trat­sak­ten 1852 (Bozn­er Bestand, Serie V, Nr. 40).
[2] Schreiben de dato 1855 März 21 und März 26, in: Stadtarchiv Bru­neck, Mag­is­trat­sak­ten 1855, III Nr. 98 (Bozn­er Bestand, Serie V, Nr. 47).
[3] Schreiben de dato 1866 Juli 11, in: Stadtarchiv Bru­neck, Mag­is­trat­sak­ten 1866, VIII o.N. (Bozn­er Bestand, Serie V, Nr. 64).
[4] Hubert Stem­berg­er (Bearb.), J.N. Tinkhauser’s Bru­neck­er Chronik 1834. „Geschichtliche Nachricht­en von der k.k. Kreis­stadt Bru­neck und der­sel­ben Umge­bung“, Bozen 1981, S. 183.
[5] Stadtarchiv Bru­neck, Lei­h­gabe Samm­lung Kirch­berg­er­haus, Urkun­den Nr. 62: Über­gabs-Punc­ta­tion dat. Bru­neck 1849 Novem­ber 18.


Weit­er­führende Lit­er­atur:

  • Ini­tia­tive Bierkeller, Stadt­bib­lio­thek und Stadtarchiv Bru­neck (Hg.), Der Bierkeller. Raum für Geschicht­en, Bru­neck [2006].

Alle Abbil­dun­gen © Stadtarchiv Bru­neck.

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