Georg-Kaneider-Straße

Die Straße wurde mit Gemeinderatsbeschluss Nr. 111 vom 19. Mai 1988 benannt.

Die Straße ist nach dem Weber Georg Kaneider (1864-1911) benannt. Kaneider wurde am 10. November 1864 in Onach (Gemeinde St. Lorenzen) als Sohn eines Bergbauern geboren. Von Jugend an beschäftigte er sich mit der Musterweberei auf alten Schaftwebstühlen, die von Bauern zum Weben von Loden und Leinen verwendet wurden. In Brixen war er sodann als Weber tätig, wo von Guggenberg, ein Förderer des heimischen Kunsthandwerks, auf ihn aufmerksam wurde und ihm 1892 den Weg zur Webfachschule in Schluckenau/Böhmen ebnete, die Kaneider mit sehr guten Ergebnissen absolvierte.

In Brixen setzte Kaneider 1893 den ersten Jacquard-Webstuhl in Gang und betrieb als Erster im südlichen Tirol Kunstweberei mit einem derartigen Gerät. 1904 übersiedelte er von Brixen nach Stegen, wo er vom Roachenbauern das "Hinterhellgütl" kaufte. 1905 heiratete er in Bruneck Anna Stadler aus Saalbach bei Sonnenburg. In seiner Kunstweberei produzierte er hauptsächlich Tischdecken und Möbelstoffe nach eigenen Entwürfen. Da er seine Aufträge alleine nicht mehr bewältigen konnte, holte er seinen Mitschüler aus der Webfachschule, Franz Ulbrich aus Reichenberg in Böhmen, als Gehilfen nach Stegen. Ulbrich wohnte bei Kaneider und war ein geschickter Kunstweber.

Am 18. Januar 1911 starb Georg Kaneider überraschend an Typhus und hinterließ seine Frau und die fünf Kinder in ärmlichen Verhältnissen. Ulbrich pachtete daraufhin die gesamte Webereinrichtung von der Witwe Kaneider. 1923 gründete Josef Franz im Haus der Witwe Kaneider eine eigene Kunstweberei und beschäftigte Kaneiders Sohn Alois bei sich. Dieser machte sich 1935 in der Werkstatt seines Vaters selbständig, bevor er nach Kufstein umzog. Die Kunstwebereien Ulbrich und Franz gibt es noch heute in Bruneck, beide hatten ihre Ursprünge bei Georg Kaneider bzw. dessen Hinterbliebenen.

Literatur | bibliografia:

Maria Hilber Mutschlechner, 1000 Jahre Stegen, Bruneck [1996], S. 31-32.