Reischach liegt drei Kilometer südlich von Bruneck auf einer Mittelgebirgsterrasse, nämlich auf einem riesigen Murschuttkegel, der am Fuß des Kronplatzes beginnt und in Richtung Kappler Stöckl langsam ausläuft. Nach Reischach/Rischon kamen wohl schon im 7. und 8. Jahrhundert bajuwarische Siedler, nahmen die bestehenden Wiesen und Weiden in Besitz und rodeten Wälder. Der Grund und Boden gehörte nach dem Recht der Eroberung dem bayrischen Herzog, der das Land an seine Gefolgsleute übertrug. Die Adeligen wiederum bewirtschafteten ihren Grundbesitz nur zum Teil in Eigenbetrieb, und zwar in Form von Meierhöfen, der größte Teil wurde gegen Zins und Dienste an abhängige Bauern verliehen. Damals entstand ein großer Teil der Reischacher Bauernhöfe.
Der Ortsname Rischon wurde von den Bajuwaren übernommen, wobei unklar ist, welche Adeligen vom 11. bis zum 14. Jahrhundert für die Erweiterung der Siedlung sorgten, vermutlich die Vorfahren der Herren von Rischon, die sich später nach der Örtlichkeit nannten. Wie Reiperting war auch Reischach eine der drei ursprünglichen “Nachbarschaften”, “Oblaien” oder “Malgreien”, und zwar umfasste es das Gebiet zwischen den beiden Bächen, während Reiperting westlich davon und Walchhorn östlich davon lag. Sie waren im Grunde Wirtschaftseinheiten und bildeten vor allem in Seelsorge, Armenpflege und Schule eine Einheit, hatten jedoch eine jeweils eigene Verwaltung mit einem Hauptmann oder Gemeindevorsteher. Der Hauptmann wurde von der Bevölkerung bestimmt, das Amt abwechselnd von den Bauern des Ortes bekleidet, es handelte sich also um eine Art Selbstverwaltung der bäuerlichen Gemeinschaft. Es ging besonders um die gemeinsame Nutzung von Wald und Weide und die Erhaltung der Wege.
Im Jahr 1850 entstand durch den Zusammenschluss der drei Malgreien die selbständige politische Gemeinde Reischach mit der Bezeichnung “Ortsgemeinde Reischach, Reiperting und Walchhorn — Pusterthal” — offiziell gab es die drei Gemeinden jedoch noch bis 1928: Im Zuge der Bildung von Großgemeinden unter dem Faschismus wurde Reischach dann mit königlichem Dekret vom 19. Februar 1928 der Gemeinde Bruneck angegliedert. Erstmals erwähnt ist der Name als Rischoni, Rischone, Risconi oder Riscone um 1039–1090, über die Jahrhunderte wurden die Variationen Riscon, Rischon, Richschone, Reischow, Reuschen, Reyschach, Reyschan, Reuschach und um 1770 erstmals Reischach genannt. Dem Namen liegt das vorromanische “Riscon-”, “Riscun-” zugrunde, das wegen des Akzentes auf der ersten Silbe und dem Wandel von ‑sc- zu ‑sch- schon vor der Jahrtausendwende in den deutschen Mund gelangt sein muss. Man könnte an eine Ableitung mit dem Suffix -“one” von einem mit dem Personennamenstamm “rûch” (bedeutet “vornehm”) und dem mit s‑Suffix gebildeten Personennamen denken. Der Name könnte auch keltischen Ursprungs sein und sich aus “Ri” = Bach und “Scunus” = Schutthalde zusammensetzen — und würde dann so viel wie “Gelände oder Ort am Bach und an der Schutthalde” bedeuten.
- Ansitz Angerburg
- Sogenannter Ansitz Rassner, Rost
- Straßennamen
- Häuser und Höfe
- Kirchen und Kapellen
Literatur
Raimund Grießmair, Reischach. Aus der Geschichte eines Dorfes, Bruneck 2007. Egon Kühebacher, Die Ortsnamen Südtirols und ihre Geschichte, Band 1: Die geschichtlich gewachsenen Namen der Gemeinden, Fraktionen und Weiler, Bozen 1991.