Bruneck kann auf die stolze Anzahl von sieben Rathäusern verweisen.
Das älteste darunter, das spätere Strehle- oder Meusburgerhaus (heute Uhrenfachgeschäft Gasser), wird 1402 mit der Bezeichnung „Gerichts- und Rathaus von Prauneck“ erwähnt. Seit etwa 1426 amtierte hier der von der Bürgerschaft gewählte Bürgermeister, dessen Amt früher der Stadtrichter innegehabt hatte; als erster Bürgermeister scheint Erasmus Sell auf.
Das Gebäude wurde 1546 an Christoph von Welsberg verkauft.
Das Nachbargebäude des ersten Rathauses diente von 1546 bis 1799/1802 als Rathaus der Stadt Bruneck. Man kann heute noch an der Fassade das Stadtwappen und in der obersten Zinne die Rathausglocke sehen. Diese läutete, wenn die Ratsmitglieder zur Sitzung einberufen wurden. 1802 wurde es von Bürgermeister Jakob Santer im Namen des Stadtrates an Helene geb. Mayrginter, die mit Jakob Bergmann verheiratet war, verkauft.
Das heutige Schönhuberhaus folgte als drittes Rathaus von Bruneck.
Von 1918 bis 1933 war das Rathaus in einem neuen Gebäude auf der linken Seite des Grabens untergebracht. Gleichzeitig mit seiner Funktion als Rathaus beherbergte es auch die Knabenvolksschule und das städtische Museum.
Ab 1933 erfüllte ein schönes neoklassizistisches Gebäude am oberen Graben den Zweck des Rathauses und war zugleich auch Postamt. Das Gebäude war 1898 geplant und in der Folge an der sogenannten „Steger Wagenhütte“ ausgeführt worden, und hatte zunächst als Sitz der Sparkasse der Stadt Bruneck gedient. 1966 wurde es abgerissen, an dieser Stelle errichtete die Banca di Trento e Bolzano ein neues Gebäude.
Das alte Bräuhaus und anschließende Hotel Europa wurde 1962 von der Stadt Bruneck im Tauschvertrag mit der Banca di Trento e Bolzano erworben und am 9. Mai 1964 eingeweiht. Bald wurde es für die Gemeinde zu eng, und es gab auch keine Möglichkeit, einen Rathausplatz anzulegen, sodass es 1990 an die Söll-Stiftung verkauft wurde, während die Gemeinde das Areal des ehemaligen Busbahnhofes und der Saatbaugenossenschaft erwarb. Die Gemeinde behielt sich jedoch vorerst das Fruchtgenussrecht zurück, damit die Gemeindeämter dort verbleiben konnten, bis der Neubau fertig war.
Am 24. September 2004 wurde das neue Rathaus von Bruneck, das ob der hohen Kosten in der Öffentlichkeit nicht unumstritten war, feierlich eingeweiht. Der Baukörper des neuen Rathauses von Bruneck ist ähnlich gebogen wie die Stadtgasse, welche im oberen Bereich dem Lauf der Rienz folgt. Die Krümmung des Rathauses umschließt den neuen Platz und schützt ihn vor den Winden aus dem Ahrntal. Somit hat Bruneck im Zentrum der Stadt nicht nur ein großzügiges Rathaus, sondern auch einen neuen Rathausplatz dazu gewonnen, der für Veranstaltungen genutzt werden kann.
Entnommen aus: Stadtgemeinde Bruneck, in: Bezirksgemeinschaft Pustertal (Hg.), Unser Pustertal in Vergangenheit und Gegenwart, Bozen 2009, 421–437, 435f. Fotos: Evi Weissteiner.