Stadtwappen und Stadtsiegel

Das Stadt­siegel an ein­er Urkunde, die mit dem 13. Mai 1356 datiert ist (Stadtarchiv Bru­neck, Urkun­den­rei­he, Nr. 19). Die Umschrift lautet: + S : CIVIVM . CI[VIT]ATIS . PRAVNEKE (= Siegel der Bürg­er der Stadt Bru­neck).

Wie viele andere Städte hat auch die Stadt­ge­meinde Bru­neck ein “sprechen­des” Wap­pen. Es zeigt “in silber/weißem Schild auf grünem Dreiberg einen roten gezin­nten Tor­turm mit aufge­zo­gen­em silber/weißem Fall­git­ter vor schwarzem Innen­raum sowie mit einem schmäleren, eben­falls gezin­nten, roten Obergeschoss.”[1] Das Wap­pen erin­nert somit eventuell an die durch den Brixn­er Bischof Bruno von Kirch­berg und Wullenstätten/Bullenstätten (1248–1288) errichtete Burg Bru­neck. Paul Tschurtschen­thaler ver­trat die Mei­n­ung, dass auf dem Stadt­siegel von 1356 (Abbil­dung links) der Bergfried der Burg zu erken­nen sei. Allerd­ings war es im Mit­te­lal­ter  üblich, dass ein befes­tigter Turm nicht nur für eine Burg, son­dern auch für eine ganze Stadt als Ort ste­hen kon­nte, der (im Gegen­satz zu ein­er ländlichen Sied­lung) mit Stadt­toren und ein­er ‑mauer befes­tigt war. Hubert Stem­berg­er hinge­gen ver­mutete, dass das Bru­neck­er Stadt­wap­pen nicht Schloss Bru­neck, son­dern den heuti­gen Turm der Ursu­li­nenkirche zeigt, der ursprünglich ein befes­tigter Stadt­turm (mit Wehrgang) war.

Darstel­lun­gen des Stadt­wap­pens auf unter­schiedlichen Bildträgern und in unter­schiedlichen Epochen (von links oben): Rien­z­tor gegen Nord­west­en, Ursu­li­nen­tor gegen West­en, “Gesund­heitspass” (“Fedi”) von 1636, Papier­siegel an einem Doku­ment aus dem 18. Jahrhun­dert, Stem­pel auf einem Schreiben aus dem Jahr 1893, Brun­nen am Graben (errichtet 1915).

Anhand der Siegel an den his­torischen Perga­men­turkun­den der Stadt, die im Stadtarchiv ver­wahrt sind, kann das Wap­pen ab dem Jahr 1356 nachgewiesen wer­den. Far­big dargestellt find­et es sich in ein­er Hand­schrift des 15. Jahrhun­derts, die sich heute in der Bib­lio­thek des Fer­di­nan­deums in Inns­bruck befind­et. 1931 wurde das Wap­pen bei der soge­nan­nten “Con­sul­ta araldica” reg­istri­ert.

Haus Stadt­gasse Nr. 42, ehe­mals Rathaus der Stadt.

Am 3. Mai 1984 beschloss der Bru­neck­er Gemein­der­at, Wap­pen und städtis­ches Ban­ner, die der Stadt 1931 bzw. 1934 ver­liehen wor­den waren, zu aktu­al­isieren. Dr. Hubert Stem­berg­er hat­te in einem Gutacht­en fest­gestellt, dass das Wap­pen nicht gän­zlich den herald­is­chen Erfordernissen entsprach. Deshalb wurde 1984 das heutige Stadt­wap­pen einge­führt, das sich an der his­torischen Darstel­lung in der Hand­schrift des Fer­di­nan­deums ori­en­tiert.[2] Das his­torische Ban­ner, das inzwis­chen seine Funk­tion als Repräsen­ta­tion­sze­ichen der Stadt ver­loren hat, befind­et sich heute im his­torischen Archiv der Stadt und ist in der Vit­rine im ersten Untergeschoss der “Lib­ri­Ka” aus­gestellt.

An der Fas­sade eines der Bru­neck­er Rathäuser, jenes an der Süd­seite der Stadt­gasse, ist bis heute das Stadt­wap­pen zu sehen. Darüber hin­aus ist es an allen vier Stadt­toren aufge­malt, wobei die Malereien sehr unter­schiedlich sind und aus ver­schiede­nen Epochen stam­men. An zahlre­ichen anderen Orten der Stadt­ge­meinde ist das Bru­neck­er Stadt­wap­pen eben­falls zu ent­deck­en.

Rech­nung des Brixn­er Siegel­stech­ers Mar­tin Sin­ner für die Stadt Bru­neck vom 27. Juli 1735 über das Stechen eines neuen kleinen und eines mit­tleren Siegels sowie die Ren­ovierung eines großen Siegels. Foto: Stadtarchiv Bru­neck.


[1] Franz-Heinz von Hye, Südtirol­er Gemein­de­wap­pen. Entste­hung – Begrün­dung – Geschichte, Bozen 2005, S. 234.
[2] Gemein­der­ats­beschluss Nr. 45 vom 3. Mai 1984. Dem Beschluss ist unter anderem eine Beschrei­bung des Wap­pens von Hubert Stem­berg­er beigelegt.


Lit­er­atur:

  • Franz-Heinz von Hye, Südtirol­er Gemein­de­wap­pen. Entste­hung – Begrün­dung – Geschichte, Bozen 2005, pp. 234–235.
  • Franz-Heinz von Hye, Wap­pen in Tirol – Zeu­gen der Geschichte. Hand­buch der Tirol­er Heraldik (Schlern-Schriften 321), Inns­bruck 2004, p. 139.
  • Hans Prün­ster, Die Wap­pen der Gemein­den Südtirols, Bozen 1972, S. 36–37.
  • Paul Tschurtschen­thaler, Die alten Stadt­siegel von Bru­neck, in: Die Heimat. Blät­ter für tirolis­che Heimatkunde, Heft 9, 1912, 212–221.

Alle Fotos: © Stadtarchiv Bru­neck.