Stegen liegt rund 1 km nordwestlich der Stadt Bruneck. Die jüngere Römerstraße führte auf der rechten Seite der Rienz durch den Brunecker Talkessel, überquerte bei Stegen die Ahr und führte weiter nach St. Lorenzen. Im Verlauf der Jahrhunderte behielt diese Straße ihre Bedeutung. Am Zusammenfluss von Rienz und Ahr, wo eine Brücke über die Rienz gebaut wurde, entstand zudem ein Brückenort, in späteren Aufzeichnungen gab es dann bereits drei Brücken. An diesem Ort wird bisweilen ein bedeutender Gerichtssitz und wahrscheinlich die alte Thingstätte des mittleren Pustertales vermutet, worauf vor allem der Stegener Markt hinweise, der urkundlich zwar erst 1398 zum ersten Mal aufscheint, der aber doch vorher bereits in der Althing (Fläche zwischen St. Georgen und Stegen) stattgefunden habe. Der Markt wird immer an den letzten Oktobertagen abgehalten und dauert heute noch drei Tage.
Stegen gehörte zur Gemeinde St. Lorenzen, bevor es 1928 Fraktion von Bruneck wurde.
Stegen wird erstmals als Stega 995‑1004 urkundlich erwähnt, 1050–65 wird es als Stegon bezeichnet, 1160 als Stegin, ab 1296 meist als Stegen oder als Varianten Stögen bzw. Steegen. Der Name deutet darauf hin, dass hier schon in der Frühzeit der bajuwarischen Siedlungstätigkeit Stege über die Ahr und die Rienz führten: Stega ist nämlich die althochdeutsche Mehrzahl von Steg (Brücke) – in der späteren Bezeichnung Stegon klingt der Dativ Plural des althochdeutschen stëga durch, der (bî deme) stëgun lautete: es bedeutete also Siedlung bei den Stegen.
Den unteren Teil der Stegener Straße, ungefähr bis zur heutigen oberen Rienzbrücke, und die heutige Josef-Seeber-Straße nannte man ursprünglich übrigens Im Plarra. Der Name kann mehrere Ursprünge haben: diese Gegend war bei Hochwasser des öfteren von den vielen Armen der Rienz überschwemmt, wodurch Schutt und „Letten“ (Schlamm, damals Plarren genannt) mitgebracht wurden; außerdem gab es in dieser Gegend vorrangig Ställe und Städel, die Kühe mussten zur Weide getrieben werden und hinterließen zwangsläufig ihren Plarren. Es gibt aber in Nürnberg einen Plärrer, dessen Name aus dem mittelhochdeutschen Plerre abgeleitet wird, was so viel wie freier Platz bedeutet. Beim Augsburger Plärrer handelt es sich hingegen um ein großes Volksfest, in diesem Fall wird der Name mit dem Lärm (Geplärre) der Besucher*innen erklärt.
Literatur:
- Maria Hilber Mutschlechner, 1000 Jahre Stegen, Bruneck [1996].
- Egon Kühebacher, Die Ortsnamen Südtirols und ihre Geschichte, Band 1: Die geschichtlich gewachsenen Namen der Gemeinden, Fraktionen und Weiler, Bozen 1991.
- Hubert Stemberger, Bruneck und Umgebung (Südtiroler Gebietsführer 7), Bozen 1988.
- Karl Staudacher, „Im Plarra“. In: Der Schlern Nr. 7, 1926, S. 173.