St. Georgen

St Georgen beschnitten

 

St. Geor­gen liegt auf 832 m Meereshöhe am Fuß des Sam­bock (2.417m) am nördlichen Rand des Bru­neck­er Tal­beck­ens etwa zweiein­halb Kilo­me­ter von Bru­neck ent­fer­nt, hier mün­det das Tal Taufers in das Puster­tal (amtlich­er Name: San Gior­gio). Mit­ten durch das Dorf fließt die Ahr und teilt es in zwei Teile: der untere wird St. Geor­gen, der obere nach einem alten Ansitz Giss­bach genan­nt. Das Dorf ist in ein etwas tiefer als Bru­neck gele­genes flach­es Beck­en einge­bet­tet, das im Osten vom Aufhofn­er Schut­tkegel, im West­en vom ansteigen­den Pfalzn­er Mit­tel­ge­birge und im Süden von ein­er kleinen Tal­stufe begren­zt wird; im Rück­en lehnt sich der Ort gegen den zunächst san­ft, dann aber steil ansteigen­den Berg Sam­bock. Im Süd­west­en bre­it­en sich ebene Wiesen und Felder aus, hier liegen auch die zum Teil als Biotope geschützten St. Geor­gen­er Mös­er.

Das Dorf ist ein typ­is­ch­er Sied­lungsplatz aus der Zeit der bay­erischen Land­nahme. Um 860 gab es dort eine öffentliche Gerichtsstelle und einen Markt, auch eine Pfar­rei bestand hier, bevor Kaiser Hein­rich II. und seine Gemahlin Kuni­gunde 1014 beim Brixn­er Bischof die Über­tra­gung der Pfarre auf ihren kaiser­lichen Besitz in Gais durch­set­zten — bis 1932 verblieb St. Geor­gen als Fil­ialkirche bei der Pfarre Gais und wurde dann durch eine Dona­tion von unbekan­nten Wohltätern zur selb­ständi­gen Pfar­rei erhoben. Weltlich unter­stand St. Geor­gen ab Ende des 12. Jahrhun­derts dem Gericht St. Michaels­burg bei Sankt Loren­zen. Der Ort bestand ehe­mals aus zwei getren­nten Gemein­den: Giss­bach (oder Ober­dorf) und St. Geor­gen. 1850 wurde St. Geor­gen mit der Gemeinde Giss­bach vere­inigt, 1928 kamen sie durch ein Dekret Mus­soli­n­is, dass kleinere Gemein­den an größere angegliedert wer­den soll­ten, als Frak­tion zur Gemeinde Bru­neck.

Eine Beson­der­heit ergab sich in St. Geor­gen während der Option: die gesamte Bevölkerung optierte geschlossen, nur mit Aus­nahme des Seel­sorg­ers Hubert Pfalz­er und ein­er hal­bital­ienis­chen Fam­i­lie, für Deutsch­land. Daher gab es in dieser Zeit kaum Auseinan­der­set­zun­gen im Dorf. Unge­fähr ein Vier­tel der dama­li­gen Bevölkerung, näm­lich 128 Per­so­n­en, sind übri­gens aus St. Geor­gen aus­ge­wan­dert. Bis zum Ende des Zweit­en Weltkrieges war St. Geor­gen ein fast reines Bauern­dorf, fast zu 100 Prozent lebte die Bevölkerung direkt oder indi­rekt (Tagelöh­n­er) von der Land­wirtschaft; erst danach dehnte sich die Ortschaft stark aus. Neben der Milch­wirtschaft gibt es in St. Geor­gen vor allem Kartof­fe­lan­bau. In den Sechziger Jahren set­zte der Auf­schwung des Frem­den­verkehrs ein, der sich seit der Eröff­nung der Kro­n­platz­seil­bahn auch auf die Win­ter­monate aus­dehnte.

861 wurde St. Geor­gen erst­mals urkundlich als “S. Georgii” erwäh­nt. Namensvari­anten waren in den fol­gen­den Jahrhun­derten “vil­la S. Georgii”, “ad s. Georgium, Geo­ri­um”, “Sand Jör­gen”, “S. Jör­gen”, “Sa. Jör­gen”, “S. Geor­gen” und im 18. Jahrhun­dert erst­mals  “St. Geor­gen”.

Siehe auch:


 

Lit­er­atur:

Egon Kühe­bach­er, Die Ort­sna­men Südtirols und ihre Geschichte, Band 1: Die geschichtlich gewach­se­nen Namen der Gemein­den, Frak­tio­nen und Weil­er, Bozen 1991. Michael Mit­ter­hofer (Hg.), St. Geor­gen an der Ahr im Spiegel sein­er Geschichte. Dorf­buch, St. Geor­gen 1985. Georg Markus Schraf­fl, Aus der Chronik von St. Geor­gen, Brix­en o.J. Hubert Stem­berg­er, Bru­neck und Umge­bung (Südtirol­er Gebi­ets­führer, Band 7), Bozen 1988. Eduard Wid­moser, Südtirol A‑Z. Band 4: O‑Z, Innsbruck/München 1995.