Erster Südtiroler Archivtag in Bruneck – ein Resümee

Abbil­dung 1. Stadtarchiv Bru­neck, Urkun­den­rei­he Nr. 162. Foto: Alessan­dro Cam­pan­er / Südtirol­er Lan­desarchiv 2023.

Im Jahr 1478 kam es zu einem Stre­it­fall in Bru­neck, als die vier Bäck­er in der Stadt das Brot nicht nach den in der Stad­tord­nung vorgegebe­nen Regeln back­en woll­ten und sich wohl auch beim Verkauf nicht an die gülti­gen Geset­ze hiel­ten. Aus diesem Grund wurde den Bäck­ern durch den in Bru­neck wal­tenden Haupt­mann des Brixn­er Fürst­bischofs, Balthasar von Wels­berg, ihr Gewerbe ver­boten. Um die Erlaub­nis zur Ausübung ihres Berufes wiederzuer­lan­gen und diesen kleinen Eklat aus der Welt zu schaf­fen, mussten die Handw­erk­er schriftlich ver­sich­ern, sich wieder an die Regeln zu hal­ten. Dieser Akt des Eingeständ­niss­es von Fehlern wurde mit der Ausstel­lung ein­er Urkunde vol­l­zo­gen, die heute Teil der Urkun­den­rei­he im Stadtarchiv ist (Abbil­dung 1). Es han­delt sich um eine Siegelurkunde auf Perga­ment in deutsch­er Sprache, wie sie aus dem Spät­mit­te­lal­ter in großer Zahl über­liefert sind. Weit­er­lesen

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Die Chronik der Betschwestern

In Bru­neck gab es im späten Mit­te­lal­ter eine Gruppe von Frauen, die in einem Haus im ‚Ober­dorf‘ (Ober­ra­gen) lebten. Mehrere Doku­mente im Stadtarchiv geben Auskun­ft über diese Betschwest­ern. Karl Franz Zani stellte in einem Beitrag in der Kul­turzeitschrift Der Schlern 1980 die Frage, ob im Puster­tal Tirols ältestes Begi­nen­haus behei­matet gewe­sen sei.[1]

Begine. Holzschnitt aus: „Des dodes dantz“, gedruckt in Lübeck 1489. Quelle: Wiki­me­dia Com­mons. CC BY-SA 3.0

Begi­nen und Begut­ten waren in Flan­dern, den Nieder­lan­den, am Rhein, in Deutsch­land und in Frankre­ich beson­ders stark ver­bre­it­et und wid­me­ten sich der Fröm­migkeit und dem kar­i­ta­tiv­en Han­deln, vor allem aber dem Gebet und der Krankenpflege.

Im Jahr 1502 erließ der Brixn­er Bischof Mel­chior von Meck­au (1488−1509) eine Regel für das Bru­neck­er Haus, aus der wir weit­ere Infor­ma­tio­nen über das Funk­tion­ieren der kleinen lokalen Gemein­schaft erhal­ten. Auch die Bru­neck­er Betschwest­ern lebten dem­nach von Almosen from­mer Men­schen und dem Ent­gelt, das sie für ihr Gebet erhiel­ten. Bet­teln war ihnen erlaubt. Es gab kein per­sön­lich­es Eigen­tum, alles gehörte der Gemein­schaft. Das Gemein­schafts­ge­bäude war Außen­ste­hen­den nicht zugänglich.[2] Weit­er­lesen

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Geschichtswerkstatt 2023

Die „Geschichtswerk­statt“ des Stadtarchivs Bru­neck hat Tra­di­tion: Jew­eils im Spätherb­st gibt es eine Rei­he von Vorträ­gen zu einem The­ma, das einen Aspekt der Stadt­geschichte beleuchtet. Aus Anlass des zehn­jähri­gen Beste­hens des Stadtarchiv im laufend­en Jahr gibt es ein beson­deres Ange­bot: Dies­mal bildet das The­ma des auto­bi­ographis­chen Schreibens den Fokus der Ver­anstal­tungsrei­he, die als Koop­er­a­tion des Stadtarchivs und der Stadt­bib­lio­thek im Okto­ber und Novem­ber über die Bühne geht. Nicht jahrhun­dertealte Geschichte wird somit beleuchtet, son­dern das 20. und 21. Jahrhun­dert, die jüng­ste Ver­gan­gen­heit, an die wir uns (fast) alle erin­nern. Weit­er­lesen

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Zehn Jahre Stadtarchiv: Ausstellung in der “LibriKa”

In der Lib­ri­Ka in Bru­neck war bis zum 26. Sep­tem­ber 2023 die Ausstel­lung „Zehn Jahre – zehn Objek­te – viele Geschicht­en / Dieci anni – dieci doc­u­men­ti – molte tes­ti­mo­ni­anze“ zu sehen, die aus Anlass des Inter­na­tionalen Tages der Archive 2023, des zehn­jähri­gen Beste­hens des Bru­neck­er Stadtarchivs und des ersten Südtirol­er Archiv­tags gestal­tet wurde.

Sie zeigt anhand von Schautafeln zehn Objek­te aus den Bestän­den des Stadtarchivs, die aus unter­schiedlichen Epochen stam­men und unter­schiedliche Quel­len­gat­tun­gen repräsen­tieren. Sie ste­hen stel­lvertre­tend für die his­torische Über­liefer­ung im Stadtarchiv, die über die Geschichte der Stadt­ge­meinde Bru­neck Auskun­ft gibt. Weit­er­lesen

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Ein früher ‘Taschenrechner’

Dieser „richtige Faulen­z­er oder Schnell=Rechner“ erschien 1872 im Ver­lag des Bru­neck­er Buch­druck­ers Johann Georg Mahl. Das kle­in­for­matige Büch­lein, das bequem in ein­er Hosen- oder Jack­en­tasche Platz fand, enthält Tabellen für die Umrech­nung von Geld und Gewichts‑, Men­gen- und Maßein­heit­en sowie eine „Fahrord­nung der Eisen­bah­nen in Tirol“. Der „Faulen­z­er“ war somit ein prak­tis­ch­er Begleit­er für Han­del­sreisen, Märk­te und Messen.

Das Büch­lein, das offen­bar häu­fig ver­wen­det und zum besseren Schutz in Wei­h­nachtspa­pi­er einge­bun­den wurde, zeigt auf der Ein­bandin­nen­seite den Besitzerver­merk „Josef Gru­ber“. Vor kurzem wurde es im „Bücher­turm“ der Stadt­bib­lio­thek Bru­neck hin­ter­legt und hat als wertvolles Zeug­nis lokaler Geschichte den Weg ins Stadtarchiv gefun­den, wo es nun ver­wahrt wird.

Fotos: Stadtarchiv Bru­neck.

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