Der Bildstock an der Straße nach St. Georgen

Foto: Andreas Baum­gart­ner

Der rechts der Straße von Bru­neck nach St. Geor­gen wieder­errichtete Bild­stock stand ursprünglich an der alten Taufer­er Straße. Er wurde zu einem unbes­timmten Zeit­punkt um einige Meter ver­rückt, eine his­torische Fotografie zeigt ihn direkt am Bah­n­damm der Lokalbahn Bru­neck — Sand in Taufers ste­hend.  Beim Bau des zweit­en Teil­stücks des Bru­neck­er Nor­drings und des Kreisverkehrs wurde das Denkmal vorüberge­hend ent­fer­nt und im Jahr 2017 nach ein­er aus­giebi­gen Reini­gung gut sicht­bar und in der Nähe seines ursprünglichen Stan­dortes wieder­errichtet.

Der Ursprung des Bild­stock­es liegt im Dunkeln, die schriftliche Über­liefer­ung gibt — soweit bish­er bekan­nt — kein­er­lei Auskun­ft. Vielle­icht markierte die Gran­it­säule einen Pest­fried­hof, der ihr den Beina­men “Pest­stöckl” ein­brachte. Eine ab 1631 in Tirol grassierende Epi­demie erre­ichte 1636 die Umge­bung von Bru­neck. In St. Loren­zen soll es laut Johann Nepo­muk Tin­khausers Geschichtliche[n] Nachricht­en von der k.k. Kreis­stadt Bru­neck und der­sel­ben Umge­bung (1834) zahlre­iche Tote gegeben haben, in Ste­gen und Grein­walden wur­den die Kranken im Wald aus­ge­set­zt.

Die Pest soll haupt­säch­lich in Rasen, Olang, Saalen, Pfalzen und in Vill­grat­en gewütet haben, zwis­chen Lut­tach und Weißen­bach im Taufer­er Ahrn­tal wurde ein eigen­er Pest­fried­hof angelegt. Die Stadt Bru­neck blieb auf­grund inten­siv­er Vor­sorge­maß­nah­men von der Seuche ver­schont, weshalb die Anle­gung eines Pest­fried­hofes bei St. Geor­gen fraglich ist. Denkbar ist eher, dass der Bild­stock wie andere Denkmale des­sel­ben Typus als Sta­tion bei Prozes­sio­nen gegen Pest, Hunger oder Krieg gedi­ent hat. Darauf kön­nten die vier Nis­chen hin­deuten, die ver­mut­lich jew­eils für eines der Evan­gelien ste­hen, die bei Bittprozes­sio­nen gele­sen wur­den.

Der Bild­stock selb­st weist keine Datierung auf, in den vier Nis­chen sind kein­er­lei Reste von Bemalung erkennbar, nur in der (jet­zt) nach Nor­den weisenden Nis­che ist eine Kreuzi­gungs­gruppe (Chris­tus, Maria und der Apos­tel Johannes) erkennbar, die als Relief in den Stein eingetieft wurde. Hier sind auch Reste von Eisen­be­fes­ti­gun­gen erhal­ten, an denen wom­öglich ein Git­ter oder zwei Tür­flügel ange­bracht waren. An der Spitze des pyra­mi­den­för­mi­gen Auf­satzes ist eben­falls der Rest eines Eisenbeschlages erhal­ten, hier war ver­mut­lich ein Kreuz ange­bracht.

Lit­er­atur:

  • Hans Fink, Zur Sagen­welt des Ahrn­tales, in: Der Schlern, 52. Jg. (1978), 449–456.
  • Lau­ra Gilar­doni, Le leggende del­la Val Pus­te­ria, Bolzano 1999, 148–150.
  • Hubert Stem­berg­er (Bearb.), J.N. Tinkhauser’s Bru­neck­er Chronik 1834. „Geschichtliche Nachricht­en von der k.k. Kreis­stadt Bru­neck und der­sel­ben Umge­bung“. Mit 147 Fak­sim­i­le-Farb­druck­en nach den Vor­la­gen des Ver­fassers, Bozen 1981, 129–130.

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