An der Ostseite dieses schlanken Tabernakelbildstocks mit Pyramidendach, der laut Josef Weingartner vermutlich aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts stammt, ist in einer Kartusche eine mit 1619 datierte Inschrift angebracht, welche die Auftraggeber der gemalten Ausstattung ausweist: „Gott den Allmechtigen zu Lob und Ehr hat dises Bilt Ulrich Hueber und Sarra Kerschpamerin machen Lasen“.
Das Denkmal war ursprünglich an allen vier Seiten mit Malerei ausgestattet. Am Schaft waren Heilige dargestellt, Heinrich Waschgler konnte um 1920 noch die Heiligen Johannes den Täufer, Florian und Leonhard erkennen. Auf der Westseite ist am Rand der Deckplatte des Schaftes der Rest einer Namensbezeichnung („[ge]ORGI[us]“) zu erahnen.
Von den Malereien in den Mulden, bei denen kein Unterschied zwischen Grundfläche und Wölbung erkennbar ist, ist jene an der Südseite am besten erhalten. Es handelt sich um eine Kreuzigung mit Maria und Johannes, im Hintergrund ist eine Stadt dargestellt. An der Westseite ist die Auferstehung Christi Thema, an der Nordseite ist ein in der Himmelsglorie schwebender Engel zu sehen, der ein Schriftband hält: „[gloria in excel]SIS DEO ET I[n terra pax hominibus bonae voluntatis]“. Hier war die Geburt Christi dargestellt, die Waschgler noch beschreiben konnte. An der Ostseite findet sich der Rest einer Darstellung der Todesangst Christi, zu sehen ist noch ein Engel mit einem Kelch in der linken Hand.
Die thematischen Malereien werden von kleinflächiger Dekoration aus Marmorierung, Rankenbeschlag und Eierstäben eingerahmt. Die Familienwappen der Hueber (Huber) und Kerschpamer (Kerschbaumer) flankieren die Stifterinschrift und beziehen sich auf sechs weitere Wappenschilde, die auf den übrigen drei Seiten des Bildstockes aufgemalt sind. Sie weisen vermutlich auf die Genealogie des Ulrich Hueber und der Sara Kerschpamer hin, bei denen es sich um die Wirtsleute am Gasthof Lamm im Brunecker Außerragen handelte.
- Eintrag im “Monument Browser” der Südtiroler Landesverwaltung
- Wikipedia: Liste der Baudenkmäler in Bruneck
Literatur:
- Lunz Reimo, Bruneck im Spiegel seiner Ansichtskarten. Alte und neuere Ansichtskarten von Bruneck und Umgebung (von 1895~ bis zirka 1970). Versuch einer Katalogisierung der Brunecker Ansichtskarten, Bruneck 2018, 552–554.
- Waschgler Heinrich, Bruneck im Pustertale (Die Kunst in Tirol 9–10), Augsburg/Wien [1923 ca.], 36f.
- Weingartner Josef, Die Kunstdenkmäler Südtirols Band 1: Eisacktal, Pustertal, Ladinien, 7. Auflage, Bozen/Innsbruck/Wien 1985, 521.