Stuckstraße: Unteres Badhaus

Neujahrs-Entschuldigungs-Karte der Stadt Bruneck für das Jahr 1902. Dargestellt sind die Spitalkirche (links), das untere Badhaus, die Brücke über die Rienz und der "Kälberskopf" (rechts). Vgl. Reimo Lunz, Neujahrs-Entschuldigungs-Karten der Stadt Bruneck von 1821 bis 1915, mit einigen Nachläufern aus späterer Zeit, sowie andere, bekannte und weniger bekannte, druckgraphische Blätter zur Illustrierung der neueren Brunecker Stadtgeschichte, Bruneck 2020, S. 345f. Bildnachweis: Stadtarchiv Bruneck, Nachlass Hubert Stemberger.

Adresse | indirizzo: Frühere Hausnummer: 170

Katasternummer | numero catastale: Franziszeischer Kataster: 218

Geschichte | storia:

Johann Tinkhauser gibt für 1546 an: Sigmund Pitzmayr Bader, das untere Badhaus; für 1700 als Eigentümer: Barthlmä Pacher Goldschmied; für 1835: Simon Neumayr Metzger und Südler.

  • 1376 vergibt Jakob der Kirchmayr von Ragen als Spitalpropst das "nider padhaus und hofstatt, das gelegen ist zu Ragen zwischen den wazzern und das der Georg Zumpfer dem spital für recht aigen", dem "Matzen dem pader und seiner wirtin". Erika Kustatscher gibt an, dass für 1376 ein Seitz Bader unbekannter Herkunft und Abstammung dokumentiert sei.
  • 1502 vergibt der Spitalpropst die Baurechte am unteren Bade dem Manfeld Bader.
  • E. Kustatscher: "Ursula Roetl, Tochter Johanns und Gemahlin des Baders Simon Puzlmair, ist im Jahr 1531 dokumentiert, als sie von ihrer Schwester Margarethe deren Anteil am väterlichen Erbe, einen Teil des unteren Badhauses in Bruneck, kauft."
  • E. Kustatscher: "Simon Puzlmair, unbekannter Herkunft und Abstammung, ist zwischen 1531 und 1549 ohne Angabe seines Rechtsstatus in Bruneck dokumentiert, wo er in Oberragen ansässig war. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist er identisch mit dem 1531 als Simon Niedermair vorkommenden Bader, der als Gemahl der Ursula, Tochter des Baders Johann Roetl, den Anteil von deren Schwester am unteren Badhaus in Bruneck kaufte. Denn auch Simon Puzlmair war im Gewerbe des Baders tätig, nach welchem er mitunter benannt wurde."
  • 1611 vergibt der Stadtrat und Spitalpropst dem Hansen Paur, Bader, das Badhaus.
  • 1612 wird es an Hans Wolf Pruner, Bader und Balbierer, vergeben.
  • 1677 verkaufen die Eheleute Tobias Christl, Balbierer und Wundarzt, und Maria Pirkhoferin dem Stadtrat die Baurechte, "Behausung und Padstuben, Padhiten und Hofstatt, genannt das untere Pad zu Außerragen." Das Bad wird als baufällig bezeichnet.
  • 1680 erhält Michael Silli, Balbierer, das Bürgerrecht gegen die Verpflichtung, im unteren Badhaus kein Gewerbe auszuüben.
  • 1696 wird das Badhaus an Bartlmä Pacher, Goldschmied von Unterwielenbach, vergeben.
  • 1750 verkauft Maria Pacherin Witwe Fezlin die Baurechte am unteren Badhaus ihrem Sohn Michael Fezl, einem Barbierergesellen.

Mariatheresianischer Kataster: Josef Fezl besitzt die Behausung nächst der Baderbrücke gelegen und einen Garten hinter dem Haus.

1797 stirbt Josef Fezl, Bader in Bruneck, ledigen Standes, und seine Erben verkaufen das untere Badhaus an die Eheleute Michael Mehlhofer und Nothburg geborene Mayr.

  • 1808 berichtet die Spitalverwaltung an das Gericht, dass keine Badewannen vorhanden sind und der Gebrauch des Bades nicht mehr in Übung ist.

1808 überlässt Michl Mehlhofer, Sigler in Bruneck, seinen gesamten Besitz der zweiten Gattin Helene geborene Steiner. 1822 stirbt Helene Neumayr Witwe Mehlhofer geborene Steiner, und es erbt ihr Mann Simon Neumayr. 1852 wird das Haus versteigert, und Michael Käufl, ehemaliger Stadtmetzger in Bruneck, kauft die Behausung von Simon Neumair, Metzger in Bruneck.

1862 verkauft Käufl sein Besitzrecht an Zosimus (Cosimo) Avanzini, Getreidehändler in Bruneck, und dieser verkauft 1870 an seine Frau Maria geborene Ofer, die die Behausung wiederum an den Bäckermeister Sebastian Harpf verkauft (1900). 1901 verkauft Harpf sein Besitzrecht an den Fleischhauer Alois Bernardi.

Aus einem Beschluss über den Verkauf des Gebäudes aus dem Besitz der Stadt an den Fleischhauer Karl Oberhofer vom 20. November 1926 geht hervor, dass das Gebäude noch am Anfang des 20. Jahrhunderts als “vecchio lavatoio della Città” bzw. “lavatoio pubblico” und “lavanderia civica” (altes Badehaus, öffentliches Bad, städtische Wäscherei) bekannt war (Stadtarchiv Bruneck, Deliberazioni della Giunta Municipale, 1927 Nr. 194).

Literatur | bibliografia:

  • Erika Kustatscher, Die Städte des Hochstifts Brixen im Spätmittelalter. Verfassungs- und Sozialgeschichte von Brixen, Bruneck und Klausen im Spiegel der Personengeschichte (1200−1550) (Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchivs 25), Innsbruck / Wien / Bozen 2007. Beiliegende CD-Rom.
  • Anton Sitzmann, Häuserbuch der Altstadt Bruneck (1780−1964), Diss. phil., Band II, Innsbruck 1965, S. 364f.
  • Hubert Stemberger (Hg.), J.N. Tinkhauser’s Brunecker Chronik 1834. „Geschichtliche Nachrichten von der k.k. Kreisstadt Bruneck und derselben Umgebung“, Bozen 1981, S. 234f.
  • Paul Tschurtschenthaler, Brunecker Heimatbuch, Bruneck 1928, S. 56.