Johann Georg Mahl (1823–1901) von Martin Harpf

Johann Georg Mahl wurde am 14. August 1823 als Sohn des Rentamts­boten Leopold Mahl aus Inns­bruck und der Katha­ri­na Nagl aus Seefeld in Rat­ten­berg geboren. Sein Groß­vater, Simon Leopold Mahl, stammte aus Straßburg und wan­derte im 18. Jahrhun­dert nach Tirol zu.[1] Im Jahr 1839 begann Johann Georg eine Lehre bei der Buch­druck­erei Feli­cian Rauch in Inns­bruck.[2] Nach erfol­gre­ich absolviert­er Aus­bil­dung ver­schlug es ihn nach Bozen, wo er für einige Jahre als Schrift­set­zer bei der Druck­erei Fer­rari arbeit­ete.[3] Bere­its im Jahr 1848 ver­spürte der junge Mahl den Wun­sch, eine eigene Buch­druck­erei in Brix­en, Bru­neck oder Schwaz zu erricht­en.[4]

Auf dem Bru­neck­er Küh­ber­gl. Johann Georg Mahl mit seinen Söh­nen Carl und Wil­helm. Fotografie von Her­mann Mahl, um 1900. Archiv Mahl – dip­druck.

Im Gegen­satz zu Brix­en, wo sein Gesuch zur Ver­lei­hung ein­er Buch­druck­ereilizenz entsch­ieden abgelehnt wurde[5], begrüßte man in Bru­neck die Eröff­nung der ersten eige­nen Druck­erei im Puster­tal.[6] 1849 grün­dete er die Buch­druck­erei und eröffnete eine „Christlehrwaaren-Hand­lung“, die zunächst nicht auf das Wohlwollen der Bru­neck­er Kau­fleute stieß.[7] Bere­its ein Jahr später lancierte Mahl mit dem Pusterthaler Boten die erste regelmäßig erscheinende Zeitung des Puster­tals. Mit der Bozn­er Handw­erk­er­stochter Maria Anna Senon­er grün­dete Johann Georg 1849 eine Fam­i­lie. Aus der Ehe gin­gen sieben Kinder her­vor.[8]

Johann Georg Mahl trug wesentlich zur Entwick­lung der Stadt Bru­neck in der zweit­en Hälfte des 19. Jahrhun­derts bei. 1864 grün­dete er die zweite Frei­willige Feuer­wehr Tirols und im Jahr 1870 den ersten Ver­schönerungsvere­in, wom­it er einen der Grund­steine für die touris­tis­che Entwick­lung der Stadt legte. Der Ver­schönerungsvere­in förderte den Touris­mus in Bru­neck auf vielfältige Weise und leis­tete uner­müdliche Überzeu­gungsar­beit zur Schaf­fung eines frem­den­verkehrskon­for­men Bewusst­seins und Ver­hal­tens bei den örtlichen Gast­wirten und der gesamten Bevölkerung.[9]

Von 1881 bis 1887 war Mahl Bürg­er­meis­ter von Bru­neck. Die Anforderun­gen waren hoch: Gemein­sam mit dem Bürg­er­auss­chuss und dem Mag­is­trat musste er das Bud­get sanieren und das sich rasch verän­dernde Bru­neck an die neuen Zeitver­hält­nisse anpassen. In dem seit der Frühen Neuzeit annäh­ernd gle­ichen Häuserbe­stand wohn­ten nun rund 25 Prozent mehr Men­schen als noch um 1830; die Stadt stand also unter großem Bevölkerungs­druck. Die Zahl der sozial Schwachen, Dienstbot*innen und Arbeit­er wuchs, sozial­staatliche Leis­tun­gen fehlten, es man­gelte an der Grund­ver­sorgung, vor allem im Bere­ich des Trinkwassers.[10]

1882 hat­te Mahl mit den Fol­gen ein­er ver­heeren­den Über­schwem­mung zu kämpfen, die mehrere Häuser und Brück­en mitriss und das Stadt­bild von Bru­neck verän­derte. Nach den unmit­tel­baren Evakuierungs- und Hil­f­sak­tio­nen war eine erzwun­gene Erneuerung von­nöten.[11]

1884 wurde Johann Georg Mahl für seine Ver­di­en­ste mit der Ehren­bürg­er­schaft von Bru­neck aus­geze­ich­net. Anlässlich der Gemein­der­atswahlen im Herb­st 1887 trat er vom Bürg­er­meis­ter­amt zurück, um sich wieder ver­stärkt seinem Betrieb zu wid­men. 1899 feierte Mahl sein 60-jähriges Buch­druck­er-Jubiläum, 1901 ver­starb er.

Johann Georg Mahl mit Sohn Her­mann (Drit­ter von links) im Kreis sein­er Mitar­beit­er in der Druck­erei. Fotografie von Her­mann Mahl, um 1900. Archiv Mahl – dip­druck.

Sohn Her­mann (1870–1945), Pio­nier der Farb­fo­tografie im Puster­tal, über­nahm den Betrieb. Wie sein Vater förderte er, vor allem durch die Her­stel­lung entsprechen­der Druck­sorten, die Entwick­lung des Frem­den­verkehrs der Stadt Bru­neck und ihrer Umge­bung.[12]


Anmerkun­gen

[1] Doku­menten­samm­lung betr­e­f­fend den Stamm­baum der Fam­i­lie Mahl, Archiv Mahl – dip­druck Bru­neck.
[2] Pusterthaler Bote, 1. Feb­ru­ar 1901, S. 1.
[3] Staat­sarchiv Bozen: Schreiben des Stad­trates Brix­en vom 28. Okto­ber 1848.
[4] Staat­sarchiv Bozen: Gesuch J.G. Mahl’s an das Lan­des­gu­berni­um um Ver­lei­hung ein­er Buch­druck­ereilizenz, 1. Okto­ber 1848.
[5] Staat­sarchiv Bozen: Schreiben des Stad­trates Brix­en vom 28. Okto­ber 1848.
[6] Staat­sarchiv Bozen: Schreiben des Stadt­mag­is­trates Bru­neck vom 18. Novem­ber 1848.
[7] Staat­sarchiv Bozen: Protestschreiben der Bru­neck­er Kau­fleute an das Lan­des­gu­berni­um, 14. Juni 1849.
[8] Ober­hofer, Andreas: Her­mann Mahl (1860–1944), Ansätze für eine Biografie, in: Andreas Ober­hofer, Har­ald Stein­er, Mar­tin Harpf:
Her­mann Mahl: Pio­nier der Farb­fo­tografie im Puster­tal, Kat­a­log zur Ausstel­lung, Bru­neck 2017, S. 15.
[9] Vgl. Vere­in Bru­nop­o­lis (Hg.) / Asso­ci­azione Bru­nop­o­lis (ed.), 1870: Auf­bruch ins Grün. 150 Jahre Grün­dung des Stadtver­schönerungsvere­ins Bru­neck / Eva­sione nel Verde. 150 anni dal­la fon­dazione del­lo Stadtver­schönerungsvere­in di Bruni­co, Bruneck/Brunico 2020.
[10] Hans Heiss, Die fortschrit­tliche Kle­in­stadt: Bru­neck 1800–1914, in: Ste­fan Lech­n­er (Hg.), Der lange Weg in die Mod­erne. Geschichte der Stadt Bru­neck 1800–2006, Inns­bruck 2006, 17–81, hier: 62.
[11] Vgl. ebd., 63–66.
[12] Mar­tin Harpf: Span­nende Ein­blicke in das Fotoarchiv Mahl, in: Mar­tin Harpf, Andreas Ober­hofer, Wal­ter Boaret­to (Hgg.), „Aus dem alten Bru­neck­er­leben“. Fotografien aus dem Archiv Mahl, Bru­neck 2019, S. 9–47.

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