Ein Sonnenburger Siegel

Dieses Siegel des Kon­ventes von Kloster Son­nen­burg hängt zur Bestä­ti­gung an ein­er Urkunde vom 28. Dezem­ber 1513, mit der Äbtissin Felic­i­tas von Schro­fen­stein zu Sun­neb­urg (1498–1524) und der Kon­vent an Kass­ian Schus­ter das Recht ver­liehen, zwei Äck­er zu bebauen (ein­er lag an der Rienz, der andere am Kranebit­tbühel). Ein zweites Siegel, das ursprünglich an der Urkunde hing, war wohl jenes der Äbtissin Felic­i­tas – es ist im Lauf der Jahrhun­derte ver­loren gegan­gen.

Der Siegel­stem­pel wurde in rotes Wachs gedrückt, das in eine Schale aus natur­braunem Bienenwachs einge­bet­tet ist. Das Siegel umschließt eine Perga­ment­pres­sel, die durch einen Schlitz im Perga­ment der Urkunde geführt ist. Der Rand des Siegels ist heute großteils abge­brochen, auf der Rück­seite ist aber die Hin­ter­legung mit Bienenwachs noch gut zu erken­nen.

Stadtarchiv Bru­neck, Urkun­den­rei­he Nr. 248.

Das Siegel­bild des Kon­ventsiegels zeigt eine sitzende Madon­na, auf deren Schoß das seg­nende Christkind ste­ht. Vor den Bei­den kni­et eine männliche Gestalt, bei der es sich um Volkhold, den from­men Stifter („FVNDATOR“) des Non­nen­klosters aus dem Geschlecht der Gau­grafen von Lurn und Puster­tal han­delt. Er hebt das Mod­ell ein­er zweitür­mi­gen Kirche zur Mut­ter Gottes empor, das seine Stiftung sym­bol­isiert.

Die Umschrift auf dem Siegel lautet: „S(igillvm) CONVENT[VS] [ECC]L(esi)E SANCTE . MARIE . IN [S]VENBVRCH“. Inter­es­sant ist die Beze­ich­nung „Suen­burch“ für die ursprüngliche Burg und – später – das Kloster. Karl Knötig weist darauf hin, dass der Name so viel wie Gerichts‑, Sühne- und Friedens­burg bedeutet. Erst im 16. Jahrhun­dert ist der Name „Son­nen­burg“ nach­weis­bar, der heute oft mit der Lage der Burg auf der Son­nen­seite des Ost-West-Tales in Verbindung gebracht wird.

Das Kon­ventsiegel ist bere­its im 14. Jahrhun­dert nach­weis­bar und war ver­mut­lich bis zur Aufhe­bung des Klosters im Jahr 1785 in Gebrauch. Das zweite Doku­ment, ein Schreiben auf Papi­er, stammt aus dem Jahr 1706 und zeigt das Kon­ventsiegel gemein­sam mit dem Siegel der Äbtissin Maria Elis­a­beth von Winkel­hofen (1691–1723). In diesem Fall geht es um die Investi­tur von Mel­chior Lahner/Lähner als Bene­fiziat im Son­nen­burg­er Spi­tal.

 


Lit­er­atur:

  • Karl Knötig, Die Son­nen­burg im Puster­tal, Bozen 1985, S. 6 und 11.
  • Ders., Son­nen­burg. 4000 Jahre von der Steinzeit­sied­lung zur heuti­gen Nobel­her­berge, Wien 2004, 134.
  • Hans Wieser, Über Stift- und Kloster­siegel in Südtirol, in: Stifte und Klöster. Entwick­lung und Bedeu­tung im Kul­turleben Südtirols (Jahrbuch des Südtirol­er Kul­turin­sti­tutes 2), Bozen 1962, S. 441–451, bes. S. 449 und 451.

Fotos: © Stadtarchiv Bru­neck 2023.

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