Geschichtswerkstatt 2023

Die „Geschichtswerk­statt“ des Stadtarchivs Bru­neck hat Tra­di­tion: Jew­eils im Spätherb­st gibt es eine Rei­he von Vorträ­gen zu einem The­ma, das einen Aspekt der Stadt­geschichte beleuchtet. Aus Anlass des zehn­jähri­gen Beste­hens des Stadtarchiv im laufend­en Jahr gibt es ein beson­deres Ange­bot: Dies­mal bildet das The­ma des auto­bi­ographis­chen Schreibens den Fokus der Ver­anstal­tungsrei­he, die als Koop­er­a­tion des Stadtarchivs und der Stadt­bib­lio­thek im Okto­ber und Novem­ber über die Bühne geht. Nicht jahrhun­dertealte Geschichte wird somit beleuchtet, son­dern das 20. und 21. Jahrhun­dert, die jüng­ste Ver­gan­gen­heit, an die wir uns (fast) alle erin­nern.

Am 25. Okto­ber stellt Friedrich Wal­ter Gat­ter­er sein Buch „Meine Lebens­geschichte“ vor, das er 2015 im Eigen­ver­lag veröf­fentlicht hat. Ange­fan­gen mit den Kind­heit­s­jahren „im Krieg“ und der Jugendzeit in Nord- und Südtirol beleuchtet es sowohl den bäuer­lichen All­t­ag der Nachkriegs­jahre als auch ein bewegtes Arbeit­sleben als Maschi­nen­schloss­er, das den Autor nach der Lehre in der BRD zurück nach Südtirol und zeitweise bis nach Birm­ing­ham und in die USA führte – wobei Nieder­rasen, Bru­neck und das Puster­tal stets Lebens­mit­telpunk­te blieben.

Wal­traud Mit­tich wird am 8. Novem­ber über ihr aktuelles Pro­jekt „Die Saga“ bericht­en, ein Buch über die Geschichte ihrer Toblach­er Fam­i­lie. Es fol­gt auf den Roman „Ein Russe aus Kiew“, in dem sich die Autorin mit der Suche nach ihrem Vater, dem großen Abwe­senden, beschäftigt hat. Konkreter, greif­bar­er sind die Vor­fahren im Puster­tal, die Mit­tichs, die ihre Felder pflügten und Kartof­feln ern­teten. Auto­bi­ographis­ches Schreiben ver­schränkt sich in diesem Fall mit akribis­ch­er Forschung, die Suche nach Herkun­ft und Ver­wurzelung führt zurück in die Geschichte der Fam­i­lie und ihrer Lebens-Orte. Diese Geschichte erscheint heute fern und reicht weit über die erin­nerte Zeit hin­aus.

Der Dritte im Bunde ist Franz Josef Moser, Bru­neck­er Unternehmer und pater famil­ias. Wie Friedrich Wal­ter Gat­ter­er zeich­net er seinen per­sön­lichen Werde­gang nach, wie bei Gat­ter­er ste­ht die Arbeits­bi­ogra­phie im Vorder­grund, die aber unter anderen Vorze­ichen ste­ht: „Pepi“ Moser war nicht Angestell­ter, son­dern Chef, Direk­tor eines erfol­gre­ichen Fam­i­lien­be­triebes in Bru­neck, dessen Leitung er mit­tler­weile an einen sein­er Söhne weit­ergegeben hat. Das Buch „Meine Leben­sreise“ beschreibt das Leben und Werken ein­er Fam­i­lie, deren Mit­glieder das wirtschaftliche, gle­ich­wohl aber auch das gesellschaftliche und kul­turelle Leben der Stadt Bru­neck mit­geprägt haben und dies auch weit­er­hin tun. Insofern ist Mosers Auto­bi­ogra­phie am ehesten frucht­bar für die Geschichte der Stadt, deren Entwick­lung im 20. und begin­nen­den 21. Jahrhun­dert sich in dieser – wenn man sie so nen­nen kann – „Fam­i­lien­bi­ogra­phie“ spiegelt.

Auf alle drei Werke trifft zu, dass sie aus der Gegen­wart eines leben­den Men­schen das eigene Leben Revue passieren lassen – dies ein wichtiger Unter­schied zu posthum ver­fassten Biogra­phien, die von außen, d.h. eventuell aus zeitlichem Abstand mit einem objek­tiv­eren Blick über eine Per­son bericht­en. Bei den drei Werken, die in der „Geschichtswerk­statt“ vorgestellt wer­den, ist der Blick auf das Selb­st unmit­tel­bar­er, per­sön­lich­er, pri­vater, und es ist eine beson­dere Gele­gen­heit, die drei Schreiben­den nach Antrieb, Vorge­hen, Zie­len, Erken­nt­nis­sen und nicht zulet­zt auch Schwierigkeit­en zu befra­gen, mit denen sie im kreativ­en Prozess kon­fron­tiert waren bzw. sind.

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