Die Lamprechtsburg

LamprechtsburgDie Örtlichkeit der heuti­gen Lam­prechts­burg wurde als ad Sanc­tum Lant­per­tum um 1075–1090 zum ersten Mal erwäh­nt. An der Stelle der Burg gab es damals einen Hof (cur­tis) und eine Kapelle, die dem Heili­gen Lant­pert gewei­ht war. Die Kapelle gab also der späteren Burg ihren Namen.

In den ersten Jahrzehn­ten des 13. Jahrhun­derts ent­stand die Burg als Grün­dung des Albert I. von Rischon. Die Her­ren von Rischon nan­nten sich in der Fol­gezeit in ein­er Lin­ie nach der Burg. Albert selb­st beze­ich­nete sich als „von St. Lam­prechtsperg“ und als „Albert von Rischon“. Dieser Wech­sel kann darauf hin­deuten, dass bere­its im 13. Jahrhun­dert der alte Stamm­sitz, die Burg Rischon, nicht mehr als ständi­ger Wohn­sitz diente.

Bis zum Ende des 14. Jahrhun­derts find­en sich ver­schiedene Beze­ich­nun­gen für die Burg: Cas­trum S. Lam­ber­ti, Mons S. Lam­ber­ti, St. Lam­berts­berg. Das näch­st­gele­gene Dorf Reis­chach soll unter der Gerichts­barkeit des Schloss­es ges­tanden haben, das Bauern­haus zum Hofer soll das Gericht­shaus gewe­sen sein, in einem Nach­barhäuschen soll der Scherge gewohnt haben.

1273 gab der Brixn­er Bischof Bruno von Kirch­berg die Lam­prechts­burg an den Grafen Albert II. von Görz zu Lehen, der sie als soge­nan­ntes After­lehen an die Her­ren von Rischon ver­lieh. Unter Bischof Albert von Enn wurde die Burg um 1329 fast neu errichtet, im Tirol­er Erb­fol­gekrieg jedoch durch den späteren Kaiser Karl IV., einen Schwa­ger der Mar­garete von Tirol („Maultasch“), erstürmt und zer­stört, da die Görz­er auf der Seite der feindlichen Herzöge von Öster­re­ich standen. Bischof Albert restau­ri­erte sie erneut, bevor sie 1346 wiederum zer­stört wurde, dies­mal von Mar­garetes zweit­em Ehe­mann, Mark­graf Lud­wig von Bran­den­burg, da sich die Görz­er nun auf die Seite Kaiser Karl IV. gestellt hat­ten. Der Kaiser ver­lieh der Burg dafür die Frei­heit­en und Priv­i­legien eines Adelssitzes des Heili­gen Römis­chen Reich­es.

Die Brüder Wil­helm und Chris­t­ian von Rischon hat­ten die Burg schon 1343 ver­lassen und waren in die Anger­burg über­siedelt, 1380 star­ben sie in männlich­er Lin­ie aus. Das Lehen Lam­prechts­burg, das an den Bru­neck­er Bürg­er Kon­rad Stuck gegan­gen war, der 1378 eben­falls ohne männliche Erben starb, fiel an das Hochs­tift Brix­en. Bis 1559 wurde die Burg nicht mehr ver­liehen, son­dern durch eigene Burggrafen aus dem niederen Adel ver­wal­tet. Die häu­fi­gen Wech­sel hat­ten zur Fogle, dass die Gebäude stark ver­nach­läs­sigt wur­den und Bischof Ulrich II. Putsch wieder größere Sanierungs­maß­nah­men durch­führen lassen musste.

In den fol­gen­den Jahrhun­derten waren die Kirch­mair von Ragen, die von Waid­mann und die Win­kler von Colz Lehen­sh­er­ren auf der Lam­prechts­burg.

1811 wurde die Burg allo­disiert und ging als Eigen­tum an Johann Win­kler von Colz über, der das Gut 1812 an den Priester Alois Maria Haupt­mann verkaufte.

Die Lam­prechts­burg beherbergte lange Zeit ein Gasthaus, heute ist sie für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich.

Die Burg liegt auf einem Hügel, der fast senkrecht zur Rien­zschlucht abfällt und vom Reis­chacher Plateau durch einen mehr oder weniger steilen, fel­si­gen Abhang getren­nt ist. Die aus­gedehnte Ring­mauer ist bis auf einige Stellen noch größ­ten­teils erhal­ten; sie fol­gt dem Ver­lauf des Hügels und bildet gegen Süden einen kleinen Zwinger mit Ron­dell, der wahrschein­lich aus dem 15. oder 16. Jahrhun­dert stammt. Beherrschend ist der ursprünglich wohl frei ste­hende hohe Bergfried mit je vier Eckzin­nen, Schlüs­selscharten und Lichtschlitzen. Der Palas ist schlicht und wahrschein­lich mehrmals umge­baut wor­den. Im Burghof befind­en sich auch noch das Wirtschafts­ge­bäude links von der Zufahrt, die so genan­nte Pfis­ter im Süden sowie die kleine Vil­la, die heute an Stelle des ehe­ma­li­gen Ein­siedler­häusls ste­ht. Die frei ste­hende Kapelle, die als Lam­prechts­burgkapelle bere­its 1075/1090 erwäh­nt wurde, stammt in der heuti­gen Form aus dem 17. Jahrhun­dert.


Lit­er­atur:

  • Andreas Löbbecke, Lam­prechts­burg, in: Mag­dale­na Hör­mann-Wein­gart­ner (Red.), Tirol­er Bur­gen­buch, IX. Band — Puster­tal, Bozen/Innsbruck/Wien, Athesia/Tyrolia 2003, 211–226.
  • Raimund Grieß­mair, Reis­chach. Aus der Geschichte eines Dor­fes, Bru­neck 2007.
  • Christi­na Niederkofler Cont, Lam­prechts­burg. 1000 Jahre Orts­geschichte, Brix­en 2013.
  • Dies., Die Lam­prechts­burg im Puster­tal, in: ARX: Bur­gen und Schlöss­er in Bay­ern, Öster­re­ich und Südtirol 2/2014, 33–39.
  • Susanne Huber, Eine sagen­hafte Heilige [Kum­mer­nus], in: Puschtra Mag­a­zin, Febraur 2024 (Nr. 2), 16–17.

Die Lam­prechts­burg ist denkmalgeschützt (Unter­schutzsstel­lung BLR-LAB 5081 vom 24/08/1987). Extern­er Link zum Ein­trag im Mon­u­ment­Brows­er der Autonomen Prov­inz Bozen Südtirol.

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