Michael Pacher (†1498)

Der Maler, Bild­hauer und Altar­bauer Michael Pach­er wurde zwis­chen 1430 und 1435 ver­mut­lich im Puster­tal geboren; genaue Lebens­dat­en fehlen. Erste kün­st­lerische Anre­gun­gen erhielt Pach­er in der soge­nan­nten “Puster­taler Schule”. Der Beginn sein­er Werk­stat­tlehre in Bru­neck dürfte zwis­chen 1443 und 1445, seine Gesel­len­fahrt, die ihn nach Pad­ua führte und bei der er die Kun­st Fil­ip­po Lip­pis und das Werk Donatel­los ken­nen lernte, dürfte um 1450 anzuset­zen sein. Im Jahr 1457 wird Michael Pach­er erst­mals in der Issinger Kirchen­rech­nung als “Meis­ter” genan­nt.

Erwäh­nung des “Michel Maler” in der Rech­nung über die Ver­wal­tung des Kirch­prop­stamtes der Unser­frauenkirche zu Bru­neck für das Rech­nungs­jahr 1466/67. Foto (bear­beit­et): Stadtarchiv Bru­neck.

In Bru­neck gewährte man ihm das Bürg­er- und Meis­ter­recht, hier führte er, ver­mut­lich ab 1460, eine Werk­statt; urkundlich nach­weis­bar ist Pach­er ab 1467. Seine Frau Ottil­ia stammte wohl aus Bru­neck, ihre Schwest­er Christi­na war mit dem Bru­neck­er Bürg­er Wil­helm Burgstaller ver­heiratet. In Bru­neck besaß Michael Pach­er ein Haus in der Stadt­gasse, näm­lich das Sti­fler­haus Nr. 99 (heute Neuhauser­haus, Stadt­gasse Nr. 29). Zwis­chen 1465 und 1470 reiste Pach­er nach Kon­stanz, wo er die nieder­ländis­che Malerei ken­nen lernte.

Obwohl Michael Pach­er in Urkun­den meis­tens als Maler beze­ich­net wird, arbeit­ete er doch vor­wiegend im Gebi­et der Plas­tik und der Bild­hauerei. Pach­ers Flüge­laltäre gehören zu den bedeu­tend­sten Kunst­werken der Spät­gotik; er schuf Altäre für St. Loren­zen, Gries, Bozen, Tramin und Pin­zon sowie zahlre­iche Bild­schnitzereien, wie etwas das Pacherkreuz in der Bru­neck­er Pfar­rkirche. Zu Pach­ers her­aus­ra­gend­sten Werken zählen der Thomas-Beck­et-Altar in Graz, der Kirchen­väter­al­tar aus dem Augustin­er­chorher­ren­s­tift in Neustift (Teile davon sind heute in der Alten Pinakothek in München zu sehen), und der St.-Wolfgang-Altar in St. Wolf­gang (der einzige Pacher­al­tar, der noch voll­ständig erhal­ten ist). Noch während Pach­er den heute ver­schol­lenen Michael­saltar für die Bozn­er Pfar­rkirche been­dete, unterze­ich­nete er 1484 einen Ver­trag über die Errich­tung eines gewalti­gen Hochal­tars der Salzburg­er Pfarr‑, heute Franziskan­erkirche. Zunächst arbeit­ete er daran in sein­er Werk­statt in Bru­neck, im Jahr 1495 über­siedelte er nach Salzburg, um das riesige Altar­w­erk an Ort und Stelle zu vol­len­den. In Salzburg starb Michael Pach­er im Juli oder im August 1498.

Das Neuhauser-Haus in der Bru­neck­er Stadt­gasse, in dem Michael Pach­er gelebt und gear­beit­et haben soll. Foto: Stadtarchiv Bru­neck, 2021.

Der eben­falls bekan­nte Maler Friedrich Pach­er war ver­mut­lich Michael Pach­ers Brud­er; der in Bru­neck erwäh­nte Maler und Gold­schmied Hans Pach­er war ver­mut­lich dessen Sohn, also Michaels Neffe.

Weit­er­führende Lit­er­atur:

  • Lukas Mader­s­bach­er, Michael Pach­er: Zwis­chen Zeit­en und Räu­men, Bozen 2015.
  • Josef Neu­mair, Michael Pach­er — Josef Bach­lech­n­er: Entwurf ein­er fes­tlichen Ansprache, in: Hubert Stem­berg­er (Hg.), Bru­neck­er Buch. Festschrift zur 700-Jahr-Feier der Stadter­he­bung (Schlern-Schriften 152), Inns­bruck 1956, 193–201.
  • Josef Nöss­ing, Bru­neck zur Zeit Michael Pach­ers, in: Ausstel­lungskat­a­log Michael Pach­er und sein Kreis. Ein Tirol­er Kün­stler der europäis­chen Spät­gotik 1498–1998, Augustin­er-Chorher­ren­s­tift Neustift 25. Juli – 31. Okto­ber 1998, Bozen/Neustift 1998, 23–27.

Seit April 2017 ste­ht in unmit­tel­bar­er Nähe des Bru­neck­er Rathaus­es das Denkmal für Michael Pach­er. Es wurde den Bürg­erin­nen und Bürg­ern der Stadt Bru­neck zur Erin­nerung an das Gedenk­jahr 1998 (500. Todes­jahr) vom Kiwa­nis Club Bru­neck gewid­met, der von der Stiftung Südtirol­er Sparkasse und der Gemein­de­v­er­wal­tung unter­stützt wurde.

Das Denkmal wurde von dem 1927 in Sil­lian gebore­nen Kün­stler und akademis­chen Bild­hauer Jos Pirkn­er aus­ge­führt und am 9. Mai 1998 übergeben. Ursprünglich war es am Graben aufgestellt.

For­mal ver­ste­ht sich das Mon­u­ment als mod­erne Lau­da­tio an die Gotik; ein zen­trales Ele­ment erin­nert an einen Flüge­lal­tar und trägt die Inschrift “1498†, Michael Pach­er, pic­tor et sculp­tor, 1998”. Das Mon­u­ment ist ca. 3,7 Meter hoch und ca. zwei Meter bre­it. Der mit­tlere Auf­bau der in Bronze aus­ge­führten Skulp­tur zeigt drei Plas­tiken, die den Motiv­en “Kirche”, “Kun­st” und “Handw­erk” gewid­met sind:

  • Kirche: Das Schaf­fen Michael Pach­ers war geprägt von sakralem Gedankengut. Als Vertreter der Gotik schuf er wun­der­bare Kunst­werke (Flüge­laltäre) und ver­mit­telte auf bild­hauerische Weise das Wort Gottes. Die Taufe als zen­trales The­ma — ein Beken­nt­nis zur Kirche und damit dem Beginn eines christlichen Lebens.
  • Kun­st: Die Kun­st im sakralen Bere­ich hat dank ihrer Gön­ner und Mäzene immer Großes geleis­tet; ob Architek­tur, Musik und bildende Kun­st — so sind die wun­der­baren Werke durch Jahrhun­derte zum Lobe Christi ent­standen. Schon von früh­ester Zeit her war das optis­che und das kün­st­lerische Werk Ver­mit­tler zum Lob Gottes.
  • Handw­erk: Ohne handw­erk­liche Fähigkeit­en kon­nte in den Bere­ichen Architek­tur, Malerei und Bild­hauerei das Gedankengut den Men­schen niemals ver­mit­telt wer­den. Das handw­erk­liche Kön­nen wird im Sinne der Kirche — weitab von jed­er Indus­tri­al­isierung — als indi­vidu­eller Wun­sch nach dem inhaltlich Schö­nen erhal­ten bleiben.

Quelle:

  • Dossier des Kiwa­nis Club Bru­neck (unveröf­fentlicht).
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