Der Maler, Bildhauer und Altarbauer Michael Pacher wurde zwischen 1430 und 1435 vermutlich im Pustertal geboren; genaue Lebensdaten fehlen. Erste künstlerische Anregungen erhielt Pacher in der sogenannten “Pustertaler Schule”. Der Beginn seiner Werkstattlehre in Bruneck dürfte zwischen 1443 und 1445, seine Gesellenfahrt, die ihn nach Padua führte und bei der er die Kunst Filippo Lippis und das Werk Donatellos kennen lernte, dürfte um 1450 anzusetzen sein. Im Jahr 1457 wird Michael Pacher erstmals in der Issinger Kirchenrechnung als “Meister” genannt.
In Bruneck gewährte man ihm das Bürger- und Meisterrecht, hier führte er, vermutlich ab 1460, eine Werkstatt; urkundlich nachweisbar ist Pacher ab 1467. Seine Frau Ottilia stammte wohl aus Bruneck, ihre Schwester Christina war mit dem Brunecker Bürger Wilhelm Burgstaller verheiratet. In Bruneck besaß Michael Pacher ein Haus in der Stadtgasse, nämlich das Stiflerhaus Nr. 99 (heute Neuhauserhaus, Stadtgasse Nr. 29). Zwischen 1465 und 1470 reiste Pacher nach Konstanz, wo er die niederländische Malerei kennen lernte.
Obwohl Michael Pacher in Urkunden meistens als Maler bezeichnet wird, arbeitete er doch vorwiegend im Gebiet der Plastik und der Bildhauerei. Pachers Flügelaltäre gehören zu den bedeutendsten Kunstwerken der Spätgotik; er schuf Altäre für St. Lorenzen, Gries, Bozen, Tramin und Pinzon sowie zahlreiche Bildschnitzereien, wie etwas das Pacherkreuz in der Brunecker Pfarrkirche. Zu Pachers herausragendsten Werken zählen der Thomas-Becket-Altar in Graz, der Kirchenväteraltar aus dem Augustinerchorherrenstift in Neustift (Teile davon sind heute in der Alten Pinakothek in München zu sehen), und der St.-Wolfgang-Altar in St. Wolfgang (der einzige Pacheraltar, der noch vollständig erhalten ist). Noch während Pacher den heute verschollenen Michaelsaltar für die Bozner Pfarrkirche beendete, unterzeichnete er 1484 einen Vertrag über die Errichtung eines gewaltigen Hochaltars der Salzburger Pfarr‑, heute Franziskanerkirche. Zunächst arbeitete er daran in seiner Werkstatt in Bruneck, im Jahr 1495 übersiedelte er nach Salzburg, um das riesige Altarwerk an Ort und Stelle zu vollenden. In Salzburg starb Michael Pacher im Juli oder im August 1498.
Der ebenfalls bekannte Maler Friedrich Pacher war vermutlich Michael Pachers Bruder; der in Bruneck erwähnte Maler und Goldschmied Hans Pacher war vermutlich dessen Sohn, also Michaels Neffe.
Weiterführende Literatur:
- Lukas Madersbacher, Michael Pacher: Zwischen Zeiten und Räumen, Bozen 2015.
- Josef Neumair, Michael Pacher — Josef Bachlechner: Entwurf einer festlichen Ansprache, in: Hubert Stemberger (Hg.), Brunecker Buch. Festschrift zur 700-Jahr-Feier der Stadterhebung (Schlern-Schriften 152), Innsbruck 1956, 193–201.
- Josef Nössing, Bruneck zur Zeit Michael Pachers, in: Ausstellungskatalog Michael Pacher und sein Kreis. Ein Tiroler Künstler der europäischen Spätgotik 1498–1998, Augustiner-Chorherrenstift Neustift 25. Juli – 31. Oktober 1998, Bozen/Neustift 1998, 23–27.
Seit April 2017 steht in unmittelbarer Nähe des Brunecker Rathauses das Denkmal für Michael Pacher. Es wurde den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Bruneck zur Erinnerung an das Gedenkjahr 1998 (500. Todesjahr) vom Kiwanis Club Bruneck gewidmet, der von der Stiftung Südtiroler Sparkasse und der Gemeindeverwaltung unterstützt wurde.
Das Denkmal wurde von dem 1927 in Sillian geborenen Künstler und akademischen Bildhauer Jos Pirkner ausgeführt und am 9. Mai 1998 übergeben. Ursprünglich war es am Graben aufgestellt.
Formal versteht sich das Monument als moderne Laudatio an die Gotik; ein zentrales Element erinnert an einen Flügelaltar und trägt die Inschrift “1498†, Michael Pacher, pictor et sculptor, 1998”. Das Monument ist ca. 3,7 Meter hoch und ca. zwei Meter breit. Der mittlere Aufbau der in Bronze ausgeführten Skulptur zeigt drei Plastiken, die den Motiven “Kirche”, “Kunst” und “Handwerk” gewidmet sind:
- Kirche: Das Schaffen Michael Pachers war geprägt von sakralem Gedankengut. Als Vertreter der Gotik schuf er wunderbare Kunstwerke (Flügelaltäre) und vermittelte auf bildhauerische Weise das Wort Gottes. Die Taufe als zentrales Thema — ein Bekenntnis zur Kirche und damit dem Beginn eines christlichen Lebens.
- Kunst: Die Kunst im sakralen Bereich hat dank ihrer Gönner und Mäzene immer Großes geleistet; ob Architektur, Musik und bildende Kunst — so sind die wunderbaren Werke durch Jahrhunderte zum Lobe Christi entstanden. Schon von frühester Zeit her war das optische und das künstlerische Werk Vermittler zum Lob Gottes.
- Handwerk: Ohne handwerkliche Fähigkeiten konnte in den Bereichen Architektur, Malerei und Bildhauerei das Gedankengut den Menschen niemals vermittelt werden. Das handwerkliche Können wird im Sinne der Kirche — weitab von jeder Industrialisierung — als individueller Wunsch nach dem inhaltlich Schönen erhalten bleiben.
Quelle:
- Dossier des Kiwanis Club Bruneck (unveröffentlicht).