Zwischen den Jahren 1821 und 1915 brachte die Stadt Bruneck mehr als 90 sogenannte „Neujahrs-Entschuldigungs-Karten“ oder „Gratulations-Entschuldigungs-Karten“ (oft auch einfach als „Entschuldigungs-Karten“ bezeichnet) heraus. Die Tradition dieser jährlich erscheinenden Glückwunschkarten wurde auch in anderen Tiroler Städten gepflegt.
Auf den Karten waren meistens Heiligenfiguren und städtische Veduten dargestellt, die in verschiedenen Techniken (Lithographie, Stahlstich) reproduziert wurden; 1887 wurde erstmals eine Fotografie als Vorlage verwendet. In einigen Jahren in der Mitte des 19. Jahrhunderts konnte man sogar zwischen mehreren Motiven wählen.
Die Karten wurden zunächst in der Lithographischen Anstalt Kravogl in Innsbruck, ab der Mitte des 19. Jahrhunderts auch von der Druckerei Mahl in Bruneck hergestellt. In der Zeit um 1900 beauftragte die Stadtverwaltung immer wieder auch Verleger in Wien und anderen Städten mit der Herstellung der Neujahrs-Entschuldigungs-Karten.
Der Erlös aus dem Verkauf der Karten, die auch in der lokalen, von der Druckerei Mahl herausgebrachten Zeitung „Pustertaler Bote“ regelmäßig vorgestellt und beworben wurden, kam dem städtischen Armenwesen zugute und „ent-schuldete“ die Käuferinnen und Käufer von der Pflicht der Überbringung persönlicher Glückwünsche.
Das Stadtarchiv verwahrt eine Reihe von Brunecker Neujahrsentschuldigungskarten aus der Zeit um 1900 (Nachlass Hubert Stemberger, Mappe 22; Sammlung Claudia und Bruno Weiss, Kirchbergerhaus; Schenkungen). Die Originale wurden großteils durch das Tiroler Archiv für photographische Dokumentation und Kunst (TAP) digitalisiert und werden hier unter der Creative-Commons-Linzenz CC BY-NC 4.0 veröffentlicht.
Zum Weiterlesen:
Reimo Lunz, Neujahrs-Entschuldigungs-Karten der Stadt Bruneck von 1821 bis 1915, mit einigen Nachläufern aus späterer Zeit, sowie andere, bekannte und weniger bekannte, druckgraphische Blätter zur Illustrierung der neueren Brunecker Stadtgeschichte, Bruneck 2020.