Vom 16. bis zum 20. September 1886 hielt sich Kaiser Franz Joseph I. in Bruneck auf. Der Brunecker Stadtrat hatte sich auf den Besuch des Monarchen durch die Gründung eines Festkomitees unter der Leitung des Barons Sternbach sowie verschiedener „Subcomités“ (Dekorations‑, Ordnungs‑, Volksfest‑, Feuerwerk- und Böller-Komitee) vorbereitet. Diese trafen sich zu regelmäßigen Sitzungen und leiteten alles in die Wege, um dem Kaiser einen würdigen Empfang und einen schönen Aufenthalt zu bereiten.
Ein wichtiges Anliegen war die festliche Beflaggung der Stadt sowie die Errichtung von Triumphpforten. Man trug aber auch Sorge für die Reparatur von Wegen und Straßen, die Abstellung des Viehtriebes und die Verlegung des Viehmarktes, für die Reinigung der Hintergasse und eine bessere Beleuchtung des Grabens.
Das Programm sah für den ersten Tag die feierliche Einfahrt des Zuges in den Bahnhof von Bruneck unter Böllerschüssen, Glockengeläute und bengalischem Feuer vor. Ein Spalier von Fackeln reichte vom Bahnhof bis zum Gasthof „Zur Post“, der als „Hoflager“ diente. Der Kaiser wurde durch den Bürgermeister Johann Georg Mahl begrüßt und anschließend mit musikalischer Begleitung der Musikkapelle Kiens in das Gasthaus geführt.
Am nächsten Tag stellte sich der Stadtmagistrat vor, der Bürgermeister bedankte sich beim Kaiser vor allem für die Hilfe bei der verheerenden Überschwemmung der Stadt im Jahr 1882. Anschließend blieb Zeit für Audienzen.
Am 18. September fand eine „Serenade“ statt, ein Fackelzug mit ca. 400 Fackeln, die von Mitgliedern von Vereinen und Verbänden, aber auch von der restlichen (männlichen) Bürgerschaft getragen wurden. Für die musikalische Umrahmung sorgten die Welsberger Musikkapelle und der Brunecker Gesangsverein. Durch den Bürgermeister wurde dem Kaiser ein dreifaches „Hoch“ gebracht.
Der Höhepunkt der Feierlichkeiten war der Festgottesdienst in der Stadtpfarrkirche unter Anwesenheit des Kaisers am Sonntag, dem 19. September. Während Böllerschüsse die Messe begleiteten, nahmen die Schützen und andere Gruppierungen am neuen k.k. Hauptschießstand Aufstellung, wo der Kaiser zur Eröffnung des Landesfest- und Freischießens erwartet wurde. Mit der „Volkshymne“ und „Hoch“-Rufen wurde er begrüßt. Mit dem Schießen begann ein großes Volksfest mit Musikkapellen, die im Wald spielten, kleinen „Volksspielen“ (Theater-Aufführungen) und Schank- und „Restaurationsbuden“, an denen die Besucherinnen und Besucher verköstigt wurden. Der Kaiser indes wohnte am frühen Nachmittag in Welsberg der Enthüllung einer „Denksäule“ für die Überschwemmungen im Jahr 1882 bei, kehrte aber zum großen Festumzug nach Bruneck zurück, der um 4 Uhr am Nachmittag stattfand.
Am Sonntag-Abend wurden im gesamten Brunecker Becken Bergfeuer entzündet. Der Kaiser fand sich um acht Uhr an der Tauferer Straße in der Nähe des Bahnwärterhäuschens ein, wo eine Tribüne errichtet worden war. Signalraketen wurden vom Kühbergl abgefeuert, das Schloss war wie auch einzelne Stadteile mit bengalischem Feuer beleuchtet und es ertönten weitere Böllersalven.
Der Kaiser wurde gebeten, eine Porträtzeichnung, auf deren Rückseite auch die Stadt Bruneck dargestellt war, zu signieren. Dieses Bild sollte gerahmt und als Erinnerung an den Besuch in der Magistratskanzlei aufgestellt werden.
Am 20. September fanden am Vormittag Manöver statt, die eine Schlacht simulierten, vor allem den nordöstlichen Talkessel in Anspruch nahmen und von einer großen Menschenmenge beobachtet wurden. Am 21. September wurden diese Manöver fortgesetzt und durch eine große Truppenparade in den Brunecker Feldern abgeschlossen.
Noch am Nachmittag desselben Tages reisten Kaiser, Hofgesellschaft und Truppen ab. Die Gemeindevertretung versammelte sich mit einer Musikkapelle und den Bürgerinnen und Bürgern am Bahnhof, wo die 18jährige Tochter des Bürgermeisters, Helena Mahl, dem Monarchen einen kunstvoll zusammengestellten Strauß aus Alpenblumen überreichte. Unter „Hoch“-Rufen der versammelten Menge verließ der Zug den Bahnhof.
Aus Anlass des Kaiserbesuches wurde durch den Verschönerungsverein am Kühbergl südlich der Stadt die sogenannte Kaiserwarte errichtet, ein etwa zwanzig Meter hoher Holzturm, von dem aus der Monarch die Militärmanöver beobachten konnte. Zudem wurde hier eine Steinsäule mit der Inschrift “Zur Erinnerung an die Anwesenheit Sr. Majestät Kaiser Franz I. am 17. September 1886” aufgestellt.